Der Neubau wird mit 5,8 Millionen Euro teurer als zunächst geplant. Foto: Werner Kuhnle

Die Gesamtkosten für den Neubau sind auch 5,8 Millionen Euro angestiegen – und auch sonst läuft nicht alles glatt. Ein Vertrag musste nun aufgrund von Bauverzögerungen aufgekündigt werden. Die Gemeinderäte üben Kritik.

Beilstein - Der Neubau des Kinderhauses hat im Gemeinderat zuletzt meistens für Frust gesorgt – der hat sich jetzt auch in der Sitzung am Dienstag entladen. Denn es stand nicht nur eine Neuvergabe der Schreinerarbeiten aus, ein Überblick über die Gesamtkosten hat offenbart, dass man mittlerweile bei 5,8 Millionen Euro angekommen ist. Ursprünglich hatte man mit nur rund 5 Millionen Euro gerechnet. Doch immer wieder wurde das Gremium mit Mehrkosten konfrontiert. So jetzt auch beim Posten „Innentüren“ weil der bisher bestehende Vertrag gekündigt worden ist.

Der Grund: Durch mehrere Verzögerungen im Bauablauf konnten die Türen nicht zum vereinbarten Termin eingebaut werden. „Und jetzt, wo der Bau so weit ist, hat die Schreinerei keine Kapazitäten mehr frei“, erklärte Bürgermeister Patrick Holl. Von Seiten der Schreinerei sei nun der September 2017 als frühester Zeitpunkt angeboten worden. Dadurch könnte das Kinderhaus erst zum Jahresende eröffnen. Das wolle die Stadt aber vermeiden. „Da der Schreinerei aber bereits Materialkosten entstanden sind und kalkulierter Gewinn entfällt, müssen wir jetzt die Nebenkosten erstatten“, so der Rathauschef. Dabei geht es um 46 305 Euro. Und das war wohl der sogenannten Tropfen, der in der Sitzung das Fass zum Überlaufen gebracht hat.

Denn mit der Zeit ist mit 800 000 Euro ein beträchtliches Plus entstanden. „Die größten Posten sind die Fassadenelemente und die Regenwasserbeseitigung“, zählte Bürgermeister Holl auf. Erstere hat mit rund 140 000 Euro mehr als geplant zu Buche geschlagen. Zweitere kommt auf 40 000 Euro Zusatzkosten. „Das ist eine Summe aus vielen kleinen Dingen“, so Holl. Und die sorgt zusammen mit dem Verzug für gehörigen Ärger im Gemeinderat.

„Ich bin nicht mehr amüsiert“, machte Bernd Kircher (SPD) seinem Ärger Luft. Aus seiner Sicht laufe das Baumanagement fehlerhaft ab – und zwar nicht zum ersten Mal: „Architekt und Bauleitung müssen verstehen, dass es so nicht geht.“ Und auch andere Räte, wie Bernd Gemmrich (FWV), schlossen sich der Kritik am ausführenden Architekturbüro an. „Man muss sich doch auf einen regelmäßigen Ablauf verlassen können“, machte er seinen Standpunkt in der Angelegenheit deutlich.

Die Bauleitung nahm der Rathauschef in dem vorliegenden Fall in Schutz. „Die Türen konnten nicht produziert werden, da der Estrich nicht wie vereinbart erledigt wurde“, erklärte Patrick Holl. Statt jeden Gebäudeteil separat zu erledigen habe die Firma auf die Fertigstellung aller Bauten gewartet. „Das ist auch mehrfach durch den Planer angemahnt worden“, so Holl. Doch für die Räte war die Vertragkündigung nicht das einzige Problem – sie nutzten den Tagesordnungspunkt für generelle Kritik.

„Es gab immer wieder handwerkliche Mängel“, so Oliver Kämpf (CDU). Dazu zählt etwa, dass Pläne zu spät vorlagen oder nachträglich LED eingeplant wurde. „Die Kommunikation scheint auch äußerst mager zu sein“, fügte Oliver Muth (FWV) mit an. Er wünschte sich mehr Kooperation und kreative Lösungen von der Bauleitung. „Das muss ganz klar besser werden“, forderte er. „Wir sind alle negativ überrascht“, fasste Oliver Kämpf die Stimmung zusammen.

Doch allem Unmut zum Trotz war den Räten auch klar, dass es kein Zurück gibt. „Der Brustraum ist geöffnet. Und wir müssen da jetzt auch einfach weitermachen“, so Dietmar Rupp (FWV). Die Nebenkosten werden daher erstattet und die Schreinerarbeiten gehen an die Firma Thomas Sturm aus Mindelheim.

Stellungnahme des Bauleiters„Da ich nicht anwesend war, kann ich auch nicht auf konkrete Punkte eingehen“, erklärt der Bauleiter Bertram Wruck vom ausführenden Büro harris + kurrle auf Nachfrage. „Die ein oder andere Kritik kann ich so bejahen.“ Man habe während der Bauphase mit mehreren Gewerken „riesige Probleme“ gehabt. Dabei spielt auch die Witterung eine Rolle. „Im Großen und Ganzen ist die Lage aber sehr komplex und auf spezielle Schwierigkeiten zurückzuführen.“ Eine Erklärung für die Entwicklungen lasse sich daher nicht in wenigen Sätzen abhandeln. Das gelte auch für die Mehrkosten. Hier seien, wie ja im Gemeinderat ausgeführt, viele kleine und große Dinge ausschlaggebend. Dass Folgen, wie der Gerüstauf- und -abbau, für Irritationen bei der Bevölkerung sowie im Gremium sorgen, sei für ihn verständlich. „Ich würde es mir daher wünschen, vom Bauherr eingeladen zu werden, um Stellung zu nehmen“, so Wruck