Bürgermeister Patrick Holl, Weinprinzessin Annekatrin Gauger und Dietmar Rupp (von links nach rechts) bei der Weinproklamation.Bürgermeister Patrik Holl, Weinprinzessin Annekatrin Gauger und Dietmar Rupp bei der „Weinproklamation“. Foto:  

Beim Anreasmarkt und der Weinproklomation ist in der Langhansstadt viel geboten worden. Süßer Honig und deftige Blutwurst sind nur wenige Meter voneinander entfernt.

Beilstein - Ob das Positivste am Beilsteiner Andreasmarkt die Tatsache war, dass die Hauptstraße komplett für den Verkehr gesperrt war, sei einmal dahingestellt. Als Maßnahme im Lärmaktionsplan würde der Markt auf jeden Fall seinen Zweck erfüllen. Weniger als Drehscheibe für den Handel: Die Resonanz war um die Mittagszeit noch überschaubar, einige professionelle Händler schimpften vernehmlich vor sich hin.

Lausig waren jedenfalls nicht die äußeren Umstände: Sonnenschein und angenehme Temperaturen ließen tanzende Weihnachtsmänner und rosa Kuschelsocken als exotische Utensilien für eine ferne Jahreszeit erscheinen. Dass in vier Wochen Weihnachten ist, wollte man auf dem dieses Jahr bewusst vor die Adventszeit gelegten Krämer- und Trödelmarkt kaum wahrhaben. Beim Weihnachtsmarkt am 13. Dezember ist noch Gelegenheit zum Bummeln und Last-Minute-Shopping.

Dabei bietet der Beilsteiner Andreasmarkt sicher eines der größten Angebote dieser Art in der Region. Eine große Anzahl von Ständen und Buden säumte die Hauptstraße und den Kelterplatz. Auch die örtlichen Händler hatten geöffnet. Zu den für einen Krämermarkt typischen Angeboten – wie Bürsten, Schürzen und unentbehrliche Haushaltsutensilien – gesellten sich Handgemachtes und Besonderes: handgeschleuderter Honig und deftige Blutwurst waren nur wenige Meter voneinander entfernt zu haben.

Viele schlenderten genüsslich die Marktstraße entlang und ließen das reichhaltige, sich an manchen Ständen aber auch wiederholende Angebot einfach nur auf sich wirken. „Jetzt komm schon!“, drängelte die Tochter. „Wir sind doch nicht auf der Flucht“, zeigte sich der Vater ganz entspannt. Bei Glühmost von Bottwartaler Birnen und Äpfeln, einer Wurst vom Grill der Handball-Spielgemeinschaft, Waffeln von der Kita Gartenstraße oder beim Verpflegungsstand des Roten Kreuzes ließ es sich gut in der Sonne stehen und das eine oder andere Schwätzchen halten.

Am Nachmittag zog das Bühnenprogramm die Besucher auf den Kelterplatz: Die Kinder vom Birkenweg bekamen ebenso reichlichen Applaus wie die der Grundschule. Die Landfrauen, der Gesangverein Frohsinn Billensbach und die Stadtkapelle Akkordeon unterhielten die Gäste. Die Pfadfinder sangen ebenso wie die Rockies vom TVG, die Senioren tanzten, BUND und Nabu zeigten Bilder.

Das größte Kapital in Beilstein ist die schöne Natur, dessen ist sich auch Bürgermeister Patrick Holl bewusst. Bei der Weinproklamation mit der württembergischen Weinprinzessin Annekatrin Gauger stellte der Schultes den Wert der Weinmacher in der Langhansstadt heraus: „Der Wein prägt die Stadt und das Landschaftsbild. Die tollen Weine schmecken nicht nur den Beilsteinern, sondern auch den vielen Gästen.“ Die waren zahlreich zur vom Ortsverein der Landwirte und Weingärtner bewirteten Weinproklamation in den Rathauskeller gekommen. Die seit 1693 gepflegte Tradition des Eintrags in das Weinregister konnte dieses Jahr trotz der „Suzuki aus Asien“ – der Kirschessigfliege Drosophila suzuki – um einen ansehnlichen Eintrag ergänzt werden, wie es Experte Dietmar Rupp gewohnt humorvoll und hintersinnig vortrug. Trotz der widrigen Umstände, die zu einer extrem frühen und schnellen Lese geführt haben, wurden durchschnittliche bis gute Qualitäten erzielt. Sieht man von einer sensationellen Trockenbeerenauslese Cabernet Cortis mit 274 Grad Öchsle ab, wird es beim 2014er aber kaum Prädikatsweine geben.