Vier Trainingseinheiten pro Tag haben die Teilnehmer beim Torwart-Camp der SG Schozach-Bottwartal absolviert. Foto: avanti

Die SG Schozach-Bottwartal hat zum dritten Mal ihr Camp für Handball-Torhüter veranstaltet.

Beilstein - Sonntagvormittag um halb zwölf in der Beilsteiner Langhanshalle. Die 15-jährige Marleen Fahrion und zehn ihrer Torhüterkollegen arbeiten hochkonzentriert unter Anleitung von Coach Norbert Potthoff. „Ganz gut!“, lobt Potthoff, der sonst mit den Keepern des Handball-Erstligisten GWD Minden arbeitet und als Torwart-Trainer beim HV Westfalen tätig ist, immer wieder. Er korrigiert aber auch ständig Haltung und Bewegungsabläufe der jungen Athleten, legt auch auf scheinbare Kleinigkeiten großen Wert. Was für Nicht-Handballexperten aus der Ferne leicht als wildes Armgefuchtele interpretiert werden könnte, ist tatsächlich professionelles Antizipationstraining, das den Jugendlichen dabei helfen soll, vor allem bei Würfen vom Kreis und bei Strafwürfen ihre Reaktionszeit zu verbessern und ihr Abwehrverhalten um neue, geeignete Aktionsmuster zu erweitern.

Hinter den Teilnehmern liegen am Sonntag schon zwei schweißtreibende Camptage. Denn: Bereits zum dritten Mal hat die SG Schozach-Bottwartal in Beilstein ein dreitägiges Trainingscamp für Nachwuchstorhüter von der D- bis zurA-Jugend sowie für Aktive veranstaltet. Und wieder waren renommierte Trainer teils aus der Bundesliga mit von der Partie. „40 junge Teilnehmer sind dieses Mal mit dabei – viele davon sind Dauertäter, also zum wiederholten Male hier“, berichtet Edwin Gahai, der Jugend-Ressortleiter der SG und fügt an: „Wer einmal hier war, der kommt immer wieder.“ Das gelte im Übrigen nicht nur für den Nachwuchs, sondern auch für Coaches. „Wir haben über Jahre ein Netzwerk aufgebaut und mittlerweile ein hochkarätiges Trainerteam zusammen, dass sich wie eine kleine Familie hier immer wieder trifft“, so der Camp-Chef.

Eine familiäre Angelegenheit – im wahrsten Sinne des Wortes – war das Camp auch für Familie Weber aus Bad Honnef. Um Sohn Michael erneut die Teilnahme zu ermöglichen, verlegten Vater Bernd, Mutter Irene und Marc, der ältere Bruder von Michael, schon zum dritten Mal ihren Urlaub ins Bottwartal. Der elfjährige Michael, der sonst bei der D-Jugend des TSV Bayer Dormagen in der dort höchsten Jugendklasse das Tor hütet, wollte unbedingt wieder dabei sein. „Eigentlich hätte er an diesem Wochenende zwei Turniere spielen sollen, aber sein Trainer meinte, er hätte mehr davon, das Camp hier zu besuchen“, berichtet Bernd Weber und lobt das hohe Niveau des Camps und die gute Organisation.

Dass das Camp keine nette Ferienfreizeit mit sportlich angehauchter Beschäftigungstherapie ist, sondern harte, schweißtreibende körperliche und mentale Arbeit, wird beim Blick auf den Trainingsplan klar. Neben Grundlagentraining, Athletik und sensomotorischen Übungen, stehen auch Life Kinetik sowie die Verbesserung des Abwehrverhaltens bei Würfen aus der Fernzone, von den Außenpositionen oder beim Tempogegenstoß auf dem Programm. Dass die Kids trotzdem liebend gern drei Tage ihrer Ferien opfern, um mit dabei zu sein, ist für die Keeper selbstverständlich. „Weil’s voll geil ist, weil’s Spaß macht und einen weiterbringt“, macht Marleen Fahrion klar. „Ich habe sogar mein Taschengeld für das Camp geopfert“, sagt B-Jugend-Keeper Jens Brückner von der SG H2Ku Herrenberg lachend und fügt an: „Beim Oster- und Wintercamp war ich auch schon dabei, insgesamt bin ich zum sechsten Mal hier - weil ich besser werden will!“ Sein Ziel sei es, es ganz nach oben zu schaffen, bis in die Bundesliga und Nationalmannschaft, machte der bald 15-Jährige deutlich. Das Handballförderzentrum der SG Kronau/Östringen besucht der Gymnasiast schon regelmäßig. Möglicherweise könnte sich nun die Investition seines Taschengelds für Jens schneller auszahlen als angenommen. Denn Norbert Potthoff hat noch vor seiner Abreise den Kontakt zum GWD Minden hergestellt und Jens damit möglicherweise die Tür beim Erstligisten zumindest einen Spalt weit geöffnet.

Nicht zuletzt wegen Sportlern wie Jens zieht der 56-jährige Potthoff, der erstmals als Campcoach in Beilstein ist, das Fazit: „Es gibt hier ganz viele engagierte Torhüter im Süden“. In Westfalen seien die Strukturen andere – dort passiere viel über Stützpunkte. „Hier leisten die Vereine gute Arbeit, wie zum Beispiel mit diesem Camp.“ Dieser Ansicht ist auch sein Trai-nerkollege Marco Stange, der Torwarttrainer des TBV Lemgo und des Bergischen HC: „Das Camp ist sehr familiär, gut organisiert und sehr leistungsorientiert. Drei Tage mit je vier Trainingseinheiten, das ist schon sehr hart. Ich hoffe, dass die Kids von den 1000 Eindrücken vielleicht drei, vier für sich mitnehmen können und diese in ihren Trainingsalltag einbauen können.“ Ihm selbst biete das Camp nicht nur viel Spaß am Torwartspiel, sondern auch die Möglichkeit, sich mit Trainerkollegen auszutauschen und Übungen immer weiter zu verfeinern.

Wirklich viel verfeinern am Camp selbst, das muss das Organisations- und Küchenteam nach so viel Lob von allen Seiten wohl eher nicht. Kein Wunder also, dass Edwin Gahai am letzten Camptag rundum entspannt und zufrieden ist. Der nächsten Auflage des Torhütercamps steht damit also nichts mehr im Wege.