Jasmin Schweizer ist seit drei Jahren bei der SG. Foto:   Archiv (avanti)

Die Torhüterinnen Tabea Kraft und Jasmin Schweizer geben der SG Schozach-Bottwartal den nötigen Rückhalt.

Beilstein - Für Michael Stettner ist der Torhüter „die wichtigste Position auf dem Feld“. Und aktuell hat der Trainer der BWOL-Handballerinnen der SG Schozach-Bottwartal, die am Samstag um 18 Uhr ihr nächstes Heimspiel gegen die SG Heidelsheim/Helmsheim bestreiten, hier ein richtig starkes Duo zur Verfügung.

Da ist zunächst mal Tabea Kraft, die mit ihren erst 27 Jahren schon auf jede Menge Erfahrung zurückblicken kann: Deutsche Meisterin mit der B-Jugend des TV Großbottwar, 2. Bundesliga in Nellingen, 3. Liga in Bietigheim. Bevor sie im Sommer 2017 zur SG kam, hatte sie wegen einer Hüftverletzung ein Jahr komplett pausiert. „Es waren ja einige der früheren Großbottwarer Mädels bereits in Beilstein. Also habe ich gesagt, solange die Hüfte mitmacht, bin ich dabei. Ich wusste ja nicht, ob die Schmerzen wiederkommen. Denn es hieß, dass gerade Seitwärtsbewegungen nicht so gut sind – und die sind als Torhüter unvermeidbar. Aber bislang ist alles gut. Ich war selbst überrascht, aber die Pause hat meinem Körper offenbar gutgetan. Schmerzen habe ich bislang allenfalls wegen eines Muskelkaters“, sagt Tabea Kraft.

Was die Leistung betrifft, so habe man ihr „die Pause in der Hinrunde der vergangenen Saison schon noch angemerkt – wohlgemerkt auf einem sehr hohen Niveau. In der Rückrunde wurde es dann stabiler“, sagt Michael Stettner. „Jetzt im zweiten Jahr muss ich sagen, dass man schon in der Vorbereitung gesehen hat, dass Tabea auf einem ganz anderen Level ist. Sie ist eine unfassbar wichtige Spielerin, auf und neben dem Feld und gehört auch zum Mannschaftsrat.“ Und wie sieht die Torhüterin selbst ihre derzeitige Leistung? „Manchmal denke ich schon, dass da wieder die alte Tabea ist. Aber ich bin sehr selbstkritisch. Da ist noch Luft nach oben, ganz zufrieden bin ich nie.“ Das bestätigt auch der Coach: „Selbst nach Spielen, in denen sie eine Quote von 40 Prozent oder mehr hatte, sucht sie nach den ein, zwei Fehlern beziehungsweise den Bällen, die sie noch hätte halten können. Das spricht für sie. Sie hat eine sehr gute Ausstrahlung und macht viel mit ihrem Stellungsspiel. Wenn Tabea die ersten zwei, drei Bälle gehalten hat, bin ich mir sicher, dass sie teils schon im Kopf der Gegnerinnen ist.“ Woher diese Präsenz kommt, dass kann Tabea Kraft selbst nur schwer beantworten. „Das ist sicher viel Erfahrung. Ich musste in jungen Jahren schon viel Verantwortung übernehmen, das stärkt auch das Selbstvertrauen. Und ich bin eher der ,Typ Steher’. Ich springen nicht so viel heraus, sondern lese mehr den Wurfarm. Das ist vielleicht auch ein Aspekt. Na und wenn einem dann einmal eine gute Aktion gelingt, dann darf man sich auch ruhig mal deutlich sichtbar freuen.“

Doch Tabea Kraft betont auch, dass es „letztlich egal ist, ob ich den Ball halte oder Jasi. Hauptsache, das Ding geht nicht rein!“ Mit „Jasi“ ist Jasmin Schweizer gemeint, aktuell die Nummer zwei im SG-Tor. „Das Torhüter-Team ist sehr wichtig. Natürlich gibt es Konkurrenz, jede will spielen. Aber man muss sich verstehen“, findet Kraft, für die es bei ihrem Engagement bei der SG Schozach-Bottwartal wichtig war, „dass ich junge Torhüterinnen mit ausbilden kann. Wenn sie dann zum Beispiel das erste Mal den Pass zum Konter so spielt, wie im Training geübt, und das Ding kommt an, dann freue ich mich fast noch mehr, als wenn ich den selbst gespielt hätte.“ Und es gab diese Saison auch schon Situationen, in denen es bei Tabea Kraft nicht so lief und Jasmin Schweizer dann ins Spiel kam und mit einer starken Leistung den nötigen Rückhalt gab.

„Jasmin ist absolut zuverlässig. Wenn sie von der Bank kommt, ist sie oft sofort im Spiel – das ist schon ordentlich Qualität. Sie hängt sich total rein und pusht, wo sie kann, egal ob sie spielt oder nicht“, lobt Michael Stettner. Dabei war zu Saisonbeginn gar nicht klar, dass Schweizer die Nummer zwei sein würde. Im ersten Spiel hatte Samira Antl diese Position noch inne, Schweizer spielte in der zweiten Mannschaft. „Samira und Jasi sollten ursprünglich während der Runde um die Position hinter Tabea fighten. Im zweiten Spiel wollten wir Jasi für ihren Trainingseinsatz belohnen und haben sie ins Team genommen“, sagt Stettner. Doch kurz danach erklärte Antl, dass sie studienbedingt etwas kürzer treten und lieber in der zweiten Mannschaft spielen wolle. „Es hat sich also ein Stück weit von alleine ergeben“, so der Coach.

„Es war zunächst schon ein Rückschlag für mich, dass ich am Anfang in der Zweiten gespielt habe. Ich bin sehr ehrgeizig. Ich helfe gerne in der zweiten Mannschaft mal aus, aber auf Dauer wäre das keine Option für mich gewesen“, gibt Jasmin Schweizer zu. Die 22-Jährige ist eine, die eher zwei Stunden mehr als fünf Minuten weniger trainiert. Und so nahm sie nach der ersten Entscheidung zu Saisonbeginn jede Trainingsmöglichkeit war – bis Torwarttrainer Steffen Sotzny sagte, dass sie doch jetzt mal etwas auf die Bremse treten möge.

Seit drei Jahren spielt die gebürtige Oberstenfelderin jetzt bei der SG Schozach-Bottwartal, war zuvor beim TV Großbottwar aktiv. „Sie hat sich seither deutlich gesteigert. Zum einen sicherlich wegen ihres Ehrgeizes, und zum anderen ist das auch ein Verdienst von Steffen Sotzny, der sie in diesen drei Jahren betreut hat“, lobt Michael Stettner. „Jasi interpretiert das Torhüterspiel mit deutlich mehr Reflexen und Spekulation. Also eher das Gegenteil von Tabea. Von daher passt das aktuell wirklich gut.“ Im Gegensatz zum „Typ Steher“ wie Tabea Kraft ist Jasmin Schweizer also eher der „Typ Springer“. Sie spekuliert oft auf eine Ecke „und dann gehe ich voll rein“. Doch obwohl sie vom Typ her so unterschiedlich sind, bezeichnet Jasmin Schweizer ihre Kollegin als „mein heimliches Vorbild. Ich lerne sehr viel von ihr. Sie zeigt mir immer wieder neue Bewegungen oder wie ich mein Stellungsspiel verbessern kann. Und sie gibt mir nach jedem Spiel Feedback – umgekehrt versuche ich ihr Rückhalt zu geben. Ich muss noch cooler werden. Tabea steht ja viel länger als ich. Und das versuche ich mir ein Stück weit abzuschauen.“

Wie auch Tabea Kraft betont Jasmin Schweizer den Teamgedanken: „Ich bin nie beleidigt, wenn sie spielt. Es geht immer darum, der Mannschaft so gut wie möglich zu helfen. Es herrscht einfach eine große Harmonie. Und auch die Trainer betonen immer wieder, wie gut wir uns ergänzen.“ Wenn es nach ihr geht, wird das Duo Kraft/Schweizer noch eine Weile zwischen den Pfosten der SG Schozach-Bottwartal stehen – vielleicht ja auch irgendwann mal in der 3. Liga. „Diese Erfahrung würde ich sehr gerne mal machen. Aber im Moment schauen wir einfach von Spiel zu Spiel. Wie auch immer die Saison endet – ich hoffe einfach, dass wir weiter in dieser Konstellation spielen.“ Und auch Tabea Kraft kann sich vorstellen, mit der SG noch eine Liga weiter oben zu spielen – „solange die Hüfte hält, warum nicht?“

Doch zunächst geht es darum, die Gala vom 31:18-Sieg gegen Tabellenführer Wolfschlugen am Samstag gegen die SG Heidelsheim/Helmsheim zu bestätigen. „Gegen Wolfschlugen war eine super Stimmung in der Halle. Ich hoffe, dass es diesmal wieder ähnlich wird“, sagt Tabea Kraft. „Wie schon die letzten beiden Gegner spielt auch die SG Heidelsheim/Helmsheim eine offensive Abwehr. Hinzu kommt ordentlich Qualität im Rückraum. Das wird kein Selbstläufer“, mahnt Michael Stettner. „Es ist was drin, aber wir müssen liefern.“