Philipp Kroll hat in Schmiden 15 Treffer für die SG erzielt. Foto: Archiv (avanti)

Handball-Württembergligist SG Bottwartal gewinnt bei Spitzenreiter TSV Schmiden mit 33:30 (19:16) – und hat vorerst einen neuen Keeper.

Beilstein - Samstagabend, 20.35 Uhr. Im Spiel der Handball-Württembergliga zwischen Spitzenreiter TSV Schmiden und der SG Bottwartal steht es 11:11, die Gastgeber bekommen einen Siebenmeter zugesprochen. In diesem Moment, nach gut 17 gespielten Minuten, kommt German Pardales ins SG-Tor. 22 Monate hat der frühere argentinische Nationaltorhüter kein Spiel bestritten, nur eine einzige Trainingseinheit absolviert. Er hält den Strafwurf, bleibt für den Rest der Partie zwischen den Pfosten und „legt einige wichtige Paraden hin“, wie es Benjamin Krotz nach dem 33:30 (19:16)-Sieg formuliert.

Die Verletzung des SG-Spielertrainers hat den Coup mit Pardales, dessen Bruder Ezequiel bei der SG Bottwartal auf Linksaußen spielt, erst nötig gemacht. „Am Donnerstagmittag hat mich mein Bruder angerufen und mir gesagt, dass ich am Samstag spielen müsse. Ich dachte erst, der ist verrückt“, sagt der aus dem Handball-Ruhestand zurückbeorderte Keeper nach dem Spiel. Doch die „wohl letzte Chance, dass wir nochmal gemeinsam in einem Team stehen“ ergriff er dann doch. „Und ich habe ja auch schon mit Dennis Saur, Markus Rossmeier und Emanuel Sonnenwald bei den Kickers in der Dritten Liga zusammen gespielt.“ Aber die erste Trainingseinheit beginnt ernüchternd. „In den ersten 15 Minuten sind die Bälle alle an mir vorbeigeflogen. Ich konnte mich einfach nicht bewegen. Da dachte ich schon: ,Was für eine Scheiß-Idee!’ Aber so langsam wurde es besser.“ In Schmiden hat German Pardales schließlich seinen Anteil daran, dass die SG dem Tabellenführer die erste Heimniederlage der Saison beibringt, „obwohl ich die letzten 20 Minuten echt platt war. Ich habe meine Beine kaum noch gespürt. Ich weiß jetzt schon, dass ich die nächsten Tage kaum laufen kann.“

Die SG Bottwartal profitiert aber auch davon, dass Schmidens wichtigster Shooter Sascha Laurenz erkrankt fehlt. Philipp Kroll hingegen, erfolgreichster Torschütze der Bottwartäler in dieser Saison, jagt den Ball 15 Mal (davon sechs Siebenmeter) ins gegnerische Netz, obwohl „er nicht sein bestes Spiel gemacht hat“, wie Krotz sagt. „Er hatte in der Abwehr ein paar unglückliche Aktionen und hat einen Siebenmeter inklusive Nachwurf verballert.“ Es spricht aber auch für die Klasse von Kroll, dass er direkt nach besagtem Siebenmeter zwei wichtige Tore zum 29:27 erzielt und kurz darauf auch wieder vom Siebenmeterpunkt trifft. Den Schlusspunkt zum 33:30 setzt dann Dennis Saur mit der Sirene gegen kaum noch reagierende Schmidener.

Dieser Treffer könnte dem TSV übrigens noch leid tun. Denn damit egalisiert die SG das Hinspielergebnis. Sollten beide Teams am Saisonende punktgleich sein, würde damit das Torverhältnis entscheiden – und da steht die SG Bottwartal derzeit rund 20 Treffer besser da. Dieser Umstand ist quasi das i-Tüpfelchen auf den Auswärtssieg der SG, die „in Summe einen Tick besser war“, wie Benjamin Krotz urteilt. Der verletzte SG-Keeper sagt, dass er „schon vor dem Spiel ein gutes Gefühl hatte. Denn mir war klar, dass die Stärke der Schmidener, hinten raus aufzudrehen, gegen uns in unserer derzeitigen Form nicht funktionieren würde.“ Funktioniert hat dagegen der Coup, German Pardales aus dem Ruhestand zu holen. Der Argentinier hat übrigens zugesagt, „so lange auszuhelfen, bis Benni wieder fit ist“. Auch auf die Gefahr hin, sich nach den Spielen ein paar Tage nicht bewegen zu können. SG Bottwartal:
G. Pardales, Schultz – Schmitz (2), Reichert (6), E. Pardales (3), Onofras, Rossmeier (1), Saur (2), Schick, Marjanovic (1), Deuring (2), Barz, Kroll (15/6), Sonnenwald (1).