Lisa Kümmerlen (Mitte) wird unsanft gestoppt. Der isländische Block ist felsenfest gestanden. Foto: avanti

Die isländische Erstligamannschaft Haukar Hafnarfjördur gewinnt bei der SG Schozach-Bottwartal mit 35:16.

Beilstein - Sechs Minuten dauerte sie, die Anfangsnervosität vor dem großen Gegner aus dem kleinen Land. Sechs Minuten bis Theresa Müller das erste Tor für die Gastgeber erzielte. Zu diesem Zeitpunkt lagen die Gäste aus Island zwar schon mit fünf Toren vorne, was die Fans der Landesliga-Handballerinnen der SG Schozach-Bottwartal aber nicht daran hinderte, den Anschlusstreffer zu feiern, als wäre es das entscheidende Tor zur Meisterschaft gewesen. Die Damen vom isländischen Handballverein Haukar Hafnarfjördur waren am Mittwochabend zu Gast im Bottwartal und bestritten ein Testspiel. Am Samstag und Sonntag nehmen sie nun am internationalen Lotto-Cup in Ludwigsburg teil.

Bereits früh im Spiel zeigten die Isländerinnen der Mannschaft von Trainer Ralph König, was ihr noch zum isländischen Spitzenhandball fehlt. Alleine die Lautstärke der Kommandos war auf Seiten der Isländerinnen so hoch, dass sie selbst den Zuschauern Respekt einflößen musste. Wer am Mittwochabend in die Beilsteiner Langhanshalle kam, um den weichen Klängen der isländischen Sprache zu lauschen, war hier definitiv fehl am Platz. Die lautstarken Kommandos zeigten ihre Wirkung – der isländische Block stand felsenfest. Und wenn es die SG Schozach-Bottwartal mal durch den gut organisierten Block der Haukar-Damen schaffte, scheiterte sie zu oft an der Torhüterin. Auf der anderen Seite hingegen waren die Würfe an Präzision gar nicht zu überbieten. Gleich die ersten fünf zappelten im Netz.

Als die Anfangsnervosität dann abgelegt war, zeigten die SG-Damen ein mutiges Spiel und kamen sogar bis auf drei Treffer heran. Oft konnten sie aber gar nicht so schnell schauen, da war der Ball schon wieder auf der anderen Seite im Tor. Das blitzschnelle Umschalten waren die Landesliga-Handballerinnen nicht gewohnt. Und so mussten sie oft mit ansehen, wie der Ball beim Zurücklaufen über ihre Köpfe hinweg in die Hände einer wurfbereiten Isländerin flog und von da aus ins Tor. Im Sekundentakt erhöhte Haukar so den Abstand, bis am Ende des Spiels ein 35:16 auf der Anzeigetafel stand. Ein Ergebnis, mit dem die Bottwartälerinnen gut leben konnten. Trainer Ralph König zeigte sich nach Ablauf der 60 Minuten rundum zufrieden. „Wir wussten ja, was auf uns zukommen würde. Für einen Gegner mit dieser Klasse haben wir uns gut verkauft“, meinte er. Gezeigt habe ihm das Spiel, dass viele Laufwege bei der neu formierten Mannschaft noch nicht stimmen. „Das ist aber eine Zeitfrage, bis das einfache Spiel wieder klappt“, sagte Ralph König und ist zuversichtlich, was die neue Saison angeht. Mit der Mannschaft, die aus dem Zusammenschluss der SG Bottwartal und der SG AbsUbaScho entstand, will er einen der ersten drei Plätze in der neuen Landesligasaison belegen. Ob sich dieses Ziel realisieren lässt, werden die ersten Spiele zeigen. Die Stimmung jedenfalls sei prächtig im Team.

Und bei den Isländerinnen? Die genießen ihre Reise. Denn: „Es ist schön, den kalten Temperaturen in Island zu entfliehen“, erklärte Nationalspielerin Karen Helga Diönudottir. Die seien nämlich gerade tagsüber bei circa zehn Grad. Bleibt also zu hoffen, dass die Haukar-Damen bei ihrem Deutschland-Aufenthalt noch ein wenig Sonne abbekommen. Dann heißt es vielleicht sogar „Sjáumst næst“ – Bis bald.