Larissa Willy unterrichtet für ein Jahr an einer Schule in Südafrika. Dort hat sie eine Modenschau mitorganisiert.
Beilstein/Grahamstown - Es ist unser letztes großes Event, bevor unsere Schüler anfangen, Klausuren zu schreiben und die Ferien beginnen. Manche von ihnen schreiben jetzt das südafrikanische Abitur und werden nächstes Jahr nicht mehr zu uns kommen. Diejenigen, die auch 2016 hier sind, werde ich bis Ende Januar nicht mehr sehen. Umso wichtiger, dass unsere heutige Modenschau mit Aftershow-Party ein voller Erfolg wird.
Die letzten fünf Wochen haben wir in Gedenken an den Todestag Nelson Mandelas im Dezember an einem Mandela Projekt gearbeitet. Es gibt viele Dinge, die einem in den Kopf schießen, wenn man an Südafrikas letzten großen Helden denkt. Bei mir waren es die Lebensfreude und der Optimismus, die er ausstrahlte und die er während seines langen Kampfes für Freiheit, gegen Unterdrückung und soziale Ungerechtigkeit nie verlor.
Sinnbild für diese Lebensfreude und die Verbundenheit mit seinem Land waren und sind bis heute die bunten Madiba Hemden, die Nelson Mandela, auch genannt Madiba, stets trug und die genau so viel positive Energie ausstrahlten wie er. Ich bin daher mit meinen Schülern am Computer in die Vergangenheit gereist, wir haben über die Geschichte hinter Mandelas Hemden und die Designerin gesprochen, Farben, Muster und Bedeutungen analysiert. Das Gelernte haben wir in Blogeinträgen veröffentlicht, Bilder und Videos hochgeladen. Doch ich hatte das Gefühl da geht noch was.
Die Kinder hatten ein so großes Interesse an diesen Hemden und ihrer Gestaltung, dass wir kurzerhand beschlossen haben unsere eigenen Madiba Hemden zu designen. Das hat unheimlich viel Spaß gemacht. Kreatives Gestalten, so wie wir es aus dem Kunstunterricht kennen, gibt es hier in den Schulen nicht. Es war ungewöhnlich für mich, Kinder zum Kreativsein motivieren zu müssen.
Und heute ist der große Tag, an dem über 50 aufgeregte Kids, ihre Madiba Shirts bei unserer Modenschau präsentieren werden. Die Jungs vom Campusradio der Rhodes Universität sorgen mit ihrer Moderation und coolen Beats für super Stimmung. Einige unserer Kinder stolzieren den provisorischen Catwalk entlang wie Profis und grinsen in die Kameras, während andere nur schüchtern ihr Shirt in der Hand halten und erklären was sie mit ihrem Design ausdrücken wollen. Am liebsten würden die Kinder ihre Kunstwerke behalten und es tut mir fast leid, sie ihnen nach der Show abnehmen zu müssen.
Doch mit Beginn des Projekts haben wir uns mit den Schülern geeinigt, die Shirts an das „Home of Joy“ Waisenhaus zu geben mit dem wir schon im September zum Weltfriedenstag zusammen gearbeitet haben. Nelson Mandela hat sich immer für die Schwachen eingesetzt und auch wir möchten mit dieser Aktion ein Zeichen dafür setzen, dass wir niemanden im Stich lassen.