Das Beilsteiner Gymnasium bietet bisher nur einigen Fünftklässlern mittags etwas zu essen an. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Noch kommt das Herzog-Christoph-Gymnasium ohne eine Verköstigung für seine rund 900 Schüler aus. Das G9-Konzept erspart ihnen weitgehend den Nachmittagsunterricht. Die Frage ist, ob das so bleibt.

Beilstein - Die mündlichen Abitur-Prüfungen beschäftigen Jochen Bär in dieser Woche sehr. Der Leiter des Herzog-Christoph-Gymnasiums (HCG) ist sich aber sehr wohl bewusst, dass er über das Tagesgeschäft hinaus die Zukunft seiner Schule im Blick haben muss. „Wir sind da nicht gedankenlos“, sagt er auf die Anfrage unserer Zeitung, ob es Pläne zum Bau einer Mensa gibt. Gleichwohl erzwinge die augenblickliche Situation kein sofortiges Handeln. Das liegt an den aktuellen Bedürfnissen der etwa 900  Schüler und ihrer Eltern.

Das Beilsteiner Gymnasium betreibt das klassische Sieben-Stunden-Modell. Weil der Lehrplan durch die G9-Ausrichtung nicht so voll ist, gebe es „bis auf einige freiwillige AGs an den Randstunden“ praktisch keinen Nachmittagsunterricht, erklärt Jochen Bär. Das wiederum lasse eine Mensa als überflüssig erscheinen, denn die meisten Schüler verpflegten sich am Mittag selbst oder – im Falle der Älteren – holten sie sich im örtlichen Einzelhandel eine Kleinigkeit. „Die meisten Familien essen erst abends warm“, weiß Bär. Nur die Fünftklässler nähmen mittags an der Verpflegung der Grundschüler im Foyer der Stadthalle teil: Bis zu 60 Essen würden dort täglich konsumiert. Anlieferer dafür ist das Haus der Kinderkirche, es wurde von der Stadt beauftragt.

Ob sich der Elternwille oder politische Vorgaben ändern und damit der Mensabetrieb wahrscheinlicher wird, vermag der HCG-Leiter schwer vorherzusagen. „Wir stehen mit der Stadt als Schulträger in Gesprächen – es gibt sicher einige Ideen, um reagieren zu können“, sagt Jochen Bär, der sich langfristig auch eine Zusammenarbeit mit dem Stadthallen-Restaurant vorstellen könnte, da sich für den Bau einer Mensa auf dem Schulgelände kein Platz anbietet.

Der Bürgermeister Patrick Holl schätzt die Lage ganz ähnlich wie Jochen Bär ein. „Die Mehrheit der Eltern folgt dem traditionellen Rhythmus: vormittags Schule, mittags daheim essen, dann nachmittags zu Hause, dort gemeinsames Abendessen und danach in den Verein.“ Für eine Mensa sprächen sich „einzelne Stimmen“ aus. Holl sieht deshalb wie Bär noch keinen Anlass, in eine konkrete Planung einzusteigen. Auch eine Zusammenarbeit mit dem neuen Pächter des Stadthallen-Restaurants sei zunächst kein Thema. „Der Gemeinderat hat sich bewusst für den Betrieb als öffentliche Gaststätte ausgesprochen.“ Auf dieser Basis solle der Pächter des Restaurants weiterarbeiten können, „ohne auf glühenden Kohlen zu sitzen“.

Laut Holl haben sich Eltern bei der Schulwahl bewusst für das Beilsteiner Modell entschieden, das nachmittags Gestaltungsräume biete. Eine ganztägige Betreuung an dem Gymnasium würde dieser Mehrheit unter Umständen einen Rhythmus aufzwingen, den diese Eltern sich nicht wünschten. Es sei gut, dass die Landespolitik den Kommunen, je nach deren Bedürfnissen, Spielräume ermögliche.