Foto: Werner Kuhnle

Die Stadt und das Herzog-Christopg-Gymnasium haben den 500. Geburtstag des Namensgebers gefeiert.

Beilstein - Eine solche Einladung habe sie in den 14 Jahren ihres Landtagsmandats noch nie erhalten, sagte Friedlinde Gurr-Hirsch. Begeistert knüpfte sie an Professor Hermann Ehmers Festrede über den „Friedensfürst und Bildungsreformer“ an. Ihre Sympathie galt Herzog Christophs Bemühungen um ein differenziertes Schulsystem. Mit der unter seiner Ägide entstandenen Lateinschule habe Beistein schon immer am großen Rad gedreht, das Herzog-Christoph-Gymnasium (HCG) bringe viele wackere Staatsbürger hervor, sorgte Gurr-Hirsch für einen jubilierenden Tonfall in der erstaunlich lückenhaft besetzten Stadthalle am Mittwochabend.

Dabei war Schulleiter Harald Gleitsmann stolz, einen profunden Kenner der Geschichte als Festredner für „eine der ältesten, vielleicht die älteste Schule Baden-Württembergs“ präsentieren zu können. Hermann Ehmer, in Stuttgart lebender gebürtiger Beilsteiner, erfüllte die Erwartungen. In beispielhafter Rhetorik verband er Sachkenntnis und Humor.

Mit einem Multiple-Choice-Test, den er nicht verstanden habe, schaffte er vor sechs Jahrzehnten die Aufnahmeprüfung an die damals schlicht Oberschule genannte Institution. Sie sei also schon immer Versuchsfeld für allerhand pädagogische Einfälle gewesen. Die 80 Schüler der von drei Lehrern unterrichteten vier Klassen mussten ständig zwischen den an verschiedenen Orten gelegenen Schulräumen pendeln.

Mit dem Neubau des Gymnasiums ab 1956 habe die Schule den Namen des württembergischen Herzogs erhalten. Gründlich und dennoch fesselnd stieg Ehmer tief in die Familien- und Landesgeschichte ein, mit der Vertreibung des Vaters Herzog Ulrich, dem Verkauf des Herzogtums an den Kaiser, der Schlacht von Lauffen, der Versöhnung von Vater und Sohn mit dem Versprechen des letzteren, an der Reformation festzuhalten.

Schon als Kind habe sich Christoph das Ende der Konflikte gewünscht. Und tatsächlich fiel eine Ära des Friedens mit Christophs Herrschaft 1550 bis 1568 zusammen. Sie war laut Ehmer geprägt von der Schaffung von Ordnung und Rechtssicherheit.

Mit einer großen Anzahl von Gesetzen habe Herzog Christoph das Regierungshandeln auf gesetzliche Grundlagen gestellt. Mit der Kirchenordnung wurde unter anderem das Schulwesen geregelt. Im Ansatz habe sie die Schulpflicht enthalten. Die sogenannte Deutsche Schule als Grundstufe hatte Religionsunterricht als Schwerpunkt. Als weiterführende Schule wurde die Lateinische in allen Amtsstädten, also auch in Beilstein, eingeführt.

Schulleiter Gleitsmann befand, dass sich die Auseinandersetzungen von damals und heute um das richtige Schulsystem im Grunde kaum unterscheiden. Er wie auch Bürgermeister Patrick Holl bedankten sich beim „Impulsgeber“ für die Jubiläumsveranstaltung. Der heute in Berlin wohnende, ehemalige HCG-Schüler Karl-Friedrich Pfizenmayer hatte Gleitsmann auf das Datum aufmerksam gemacht.

Den musikalischen Rahmen lieferten eine HCG-Bläsergruppe und der Elternchor mit alten Weisen. Bei edlen Happen und Sekt mündete der Abend in lebhafte Gespräche unter den Gästen, darunter der Bundestagsabgeordnete Eberhard Gienger, der Oberstenfelder Bürgermeister Reinhard Rosner und sein Großbottwarer Kollege Ralf Zimmermann, ein HCG-Ehemaliger wie viele der Anwesenden.