„Es zählt wirklich jede Meinung“, betont Isabell Waldner (Mitte) und muss nicht lange warten, bis sich die Stellwände mit Ideen füllen. Foto: Werner Kuhnle

Beilsteiner Bürger liefern eigene Ideen und Anregungen für die Zukunft der Stadt.

Beilstein - Den Beilsteinern liegt ihre Stadt am Herzen – das ist am Mittwoch bei einer Bürgerversammlung deutlich geworden. War auf der Einladung noch vom „kleinen Saal“ der Stadthalle die Rede, mussten die Hausmeister schon gleich zu Anfang den größeren Saal öffnen und dazu unermüdlich Stühle herbeitragen. Knapp 70 Einwohner waren gekommen, um ihre Ideen und Wünsche für die Zukunft der Stadt einzubringen.

Für Bürgermeister Patrick Holl eine schöne Überraschung. „Die Veranstaltung heute Abend ist für uns auch eine kleine Wundertüte“, eröffnete er den Abend. Eine Bürgerversammlung mit einer so großen Beteiligungsmöglichkeit gebe es nicht so häufig. „So können die Beilsteiner einmal den Ball an die Verwaltung spielen“, so der Rathauschef. „Wir beschäftigen uns zwar im Gemeinderat intensiv mit kommunalen Themen, aber wir sind dennoch im eigenen Kosmos.“ Daher sei es ihm wichtig, einmal die Stimmung der Bürger ganz objektiv und neutral einzusammeln und abzugleichen.

Aus diesem Grund verabschiedete sich der Schultes auch direkt zu Beginn wieder und übergab die Moderation des Abends an Irina Rabenseifner und Isabell Waldner von der Wüstenrot Haus- und Städtebau, die im Auftrag und mit dem Gemeinderat ein Entwicklungskonzept erarbeiten. Die beiden Frauen hatten Stellwände mitgebracht, die je einem Themenkomplex in der Stadtentwicklung gewidmet waren: Verkehr, Wohnen, Öffentlicher Raum und Versorgung. Die Bürger sollten ihre Ideen und Vorschläge zur Umsetzung derselben mit Zettel an diese Wände festpinnen und anschließend mit Hilfe von Klebepunkten nach Dringlichkeit priorisieren. Die auf diese Weise ermittelten Wünsche würden dann an den Gemeinderat weitergereicht werden. „Es zählt wirklich jede Meinung“, betonte Isabell Waldner. Schnell fanden sich Gruppen an den Stellwänden ein und lebhafte Diskussionen füllten den Raum.

Dabei stellte sich schnell heraus, dass das Hauptproblem die Verkehrssituation in der Stadt ist. Hier wurde vor allem der Wunsch nach einer Umgehungsstraße und der Entlastung des Stadtgebietes deutlich gemacht. Für die Schmidhausener Straße wird zudem ein Tempolimit gewünscht. Die Radwege sollten aus Sicht der Bürger ausgebaut und sicherer gemacht werden. Die Bottwartalbahn beziehungsweise eine Schienenanbindung nach Heilbronn und Marbach ist vielen ebenfalls wichtig.

Was das Wohnen in Beilstein angeht, sollten mehr altersgerechte Wohnungen angeboten werden. Außerdem ist vielen der große Leerstand ein Dorn im Auge. Der Vorschlag einer entsprechenden Steuer fand großen Zuspruch unter den Bürgern.

Das Stadtbild könnte durch eine Wiederbelebung des Keltercafés oder die Einrichtung eines Kulturtreffs deutlich verbessert werden. Eine Bücherei oder ein Büchertauschschrank werden auch vermisst. Weiter wurde angeregt, die Erddeponie in die Nähe der Biogasanlage zu verlegen.

Die Versorgung in Beilstein und seinen Teilorten hat in den Augen der Bürger vor allem großen Nachbesserungsbedarf, was das Thema Internet und Glasfaser angeht. Aber auch die Stärkung der vorhandenen Strukturen kam zur Sprache, etwa in Bezug auf Fachärzte und Handel. Wünschenswert wären auch stärkere Synergien mit der Nachbargemeinde Oberstenfeld, um eine Art „Zentrum zwischen Ludwigsburg und Heilbronn“ zu schaffen. Die von den Bürgern erarbeiteten Ziele und Prioritäten werden am kommenden Dienstag, 24. Oktober, dem Gemeinderat in der öffentlichen Sitzung noch ausführlich vorgestellt. Das Stadtentwicklungskonzept soll dann am Ende aus den Wünschen der Verwaltung und der Beilsteiner entstehen und beide Seiten in Einklang bringen. Die darin festgehaltenen Schwerpunkte bilden die Weichenstellung für die Entwicklung der Stadt in den nächsten 25 Jahren.