Wird Beilsteiner Fläche nur für ortsansässige Betriebe versiegelt – oder wird Oberstenfeld beteiligt? Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die Stadt Beilstein stellt für das kommende Jahr noch keine Haushaltsmittel für die Erweiterung im Köchersgrund ein.

Beilstein - Bauplätze sind Mangelware im oberen Bottwartal – das gilt auch für Unternehmen. Damit ortsansässige Firmen nicht abwandern, bemühen sich die Kommunen Oberstenfeld, Großbottwar und Beilstein um neue Gewerbeflächen. Allerdings agieren sie derzeit unabhängig voneinander – es gibt noch keinen konkreten Plan für ein interkommunales Gewerbegebiet, nachdem ein gemeinsames Areal von Großbottwar mit Oberstenfeld an der Autobahn 81 am Veto des Landratsamtes Ludwigsburg gescheitert ist. Das schmerzt vor allem die Gemeinde Oberstenfeld. Dort gibt es kaum noch Flächen, sodass sich eine Liaison mit Beilstein anbieten würde (wir berichteten). Allerdings steckt das Projekt in den Anfängen und bleibt weiter fraglich.

Der Klärungsbedarf ist am Dienstagabend im Beilsteiner Verwaltungsausschuss deutlich geworden. Der FDP-Stadtrat Günter Wanner brachte bei den Vorberatungen zum Haushalt 2017 die Erweiterung des Gewerbegebietes Köchersgrund um 3,2 Hektar auf 7,9  Hektar in Richtung Westen auf den Tisch: „Ich habe die Befürchtung, dass das immer mehr in den Hintergrund gerät.“

Das sei nicht der Fall, entgegnete der Beilsteiner Bürgermeister Patrick Holl in der Sitzung. Jedoch sei eine Ausweisung der Gewerbegebiet-Erweiterung für das kommende Jahr nicht relevant. Er könne keinen konkreten Zeitpunkt und Umfang dafür nennen. Das hänge auch von der aktuellen Untersuchung zu einer möglichen Verlegung der Trasse der Bottwartalbahn ab. „Die Ergebnisse sollten in zwei bis drei Monaten vorliegen“, so Holl. Aber auch dann müsse jede Entscheidung wohl überlegt sein, da sich im Westen Beilsteins die Möglichkeit biete, durch einen Straßenbau die Verkehrsströme umzulenken. „Diese Chance sollten wir heute nicht leichtfertig vergeben.“,

Eine Meinung, die der CDU-Fraktionsvorsitzende Oliver Kämpf teilt. „Es ist richtig und gut, dass wir sorgfältig planen, bevor durch ein schlecht realisiertes Baugebiet die Zukunft im Bereich Umgehung, Erschließung und Bottwartalbahn verbaut wird“, sagte Kämpf am Mittwoch auf Anfrage. Ähnlich äußerte sich FW-Chef Oliver Muth. „Man muss überlegen, was langfristig gut ist.“ Auch für Oberstenfeld sei es nicht „der große Wurf“, wenn man bei begrenzten Flächen in Beilstein jetzt schnell etwas Kleines flott mache. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Bernd Kircher (SPD) war gestern nicht zu erreichen.

Eine Art gordischen Knoten bilden in der Nähe der Aral-Tankstelle an der Landesstraße 1100 drei Trassen. So konkurriert die schon lange ersehnte Beilsteiner Ortsumfahrung mit der Bottwartalbahn und einer möglichen Erschließungsstraße zum Gewerbegebiet Köchersgrund. „Wir wollen zunächst städtebaulich Klarheit gewinnen, wie viel Abstand die Bahntrasse in dem Gewerbegebiet braucht und wie sich das auf die Bebauung auswirkt“, erklärte Patrick Holl am Mittwoch. Das Bündeln von Verkehrsströmen sieht der Bürgermeister als „schwierige Aufgabe an“, da unklar sei, wann es etwa zum Bau einer Ortsumfahrung oder einer Stadtbahn komme.

Ob der Nachbar Oberstenfeld bei der Erweiterung zum Zuge kommt, hält der Beilsteiner Bürgermeister für „eher fraglich“. Generell sei die Stadt gewillt, mit Oberstenfeld eng zusammenzuarbeiten. Zunächst stehe Beilstein aber in der Pflicht, Flächen für die eigenen Betriebe bereit zu halten. „Wir müssen ihnen innerhalb von fünf bis zehn Jahren eine Perspektive bieten“, sagt Holl, dem entsprechende Anfragen vorlägen. Eine größere Lösung, die weiter aus der Stadt in Richtung Westen denkbar sei, hält Patrick Holl für weniger praktikabel. Ein solches Gebiet erzeuge in der verkehrsgeplagten Innenstadt weiteren Druck. „Beilstein ist vorrangig eine Wohngemeinde.“ Die Umfahrungsstraße stehe im Generalverkehrsplan an hinterer Stelle. Und die Topografie des Geländes werde, je weiter man in Richtung Westen vordringe, immer schwieriger. „Im Landkreis Heilbronn gibt es viel flachere Gewerbeflächen, deren Erschließung nicht so teuer ist.“

Abwarten, aber aktiv nach allen Seiten weitersuchen – das ist die Haltung auf Oberstenfelder Seite. „Es kann nicht sein, dass im oberen Bottwartal nichts passiert“, sagt Bürgermeister Markus Kleemann. Es sei bitter, dass das Landratsamt das Gebiet mit Großbottwar am Holzweiler Hof nicht bewilligt habe. Mit Beilstein arbeite man in vielen Fragen eng zusammen, aber Oberstenfeld müsse abwarten, wie sich der Nachbar in Sachen Gewerbegebiet aufstellen möchte. „Sag niemals nie“, sagt Kleemann auf die Frage, ob er immer noch ein Gebiet an der A 81 für möglich halte. Er respektiere die Entscheidung Großbottwars, jetzt alleine ein Gewerbegebiet zu schaffen.