Asem Mostafa (rechts) hat sich bei den Aktionen des Freundeskreises engagiert. Foto: privat

Viele Erfolgsgeschichten bei der Integration, doch eine Abschiebung wirft Fragen auf.

Beilstein - Den Beilsteiner Freundeskreis Asyl gibt es seit Ende 2014. Mehr als 100  Menschen haben die 40 Mitglieder seitdem betreut. Unter ihnen den Syrer Asem Mostafa, der auf einem guten Weg schien. Doch die unerwartete Abschiebung des Familienvaters dämpft derzeit die Freude über die vielen Erfolgsgeschichten, die das allmähliche Zusammenwachsen von Asylsuchenden und der Gesellschaft auch im oberen Bottwartal belegen.

Asem Mostafa floh vor knapp drei Jahren aus Syrien. „Er hat alle kraftzehrenden Anfangshürden mit großer Bereitschaft gemeistert“, berichtet Hildegard Büttner, Sprecherin des Freundeskreises. Mostafa lernte Deutsch und engagierte sich freiwillig bei Helfereinsätzen des Asylkreises. „Für Asem war klar: Um ein neues Leben in Deutschland anzufangen, braucht es Disziplin und den Willen, sich in der Gesellschaft einzubringen“, erzählt Büttner. Mostafa wollte dem deutschen Staat nicht auf der Tasche liegen. Der gelernte Bäcker fand zunächst eine Anstellung in einer Abstatter Bäckerei, wechselte aber später zum Beilsteiner Bauunternehmer Thomas Bauer, wo er nach einem Jahr auf den Baustellen einen unbefristeten Arbeitsvertrag bekam. Er habe sich laut Büttner als „echter Gewinn für die Firma“ erwiesen und sich in guter Weise für das Miteinander im Betrieb ein. Asem Mostafa verdiente so seit etwa zwei Jahren seinen Lebensunterhalt selbst und konnte auch seine Familie, die Frau mit zwei Söhnen in Syrien, finanziell unterstützen. Abgeschoben wurde Asem Mostafa vor etwa zwei Wochen ohne Vorankündigung, und zwar nach Griechenland. Dort war er vor drei Jahren angekommen und – wie viele Geflohene – illegal nach Deutschland weitergereist. „Es ist quasi der Geburtsfehler seiner Geschichte hier bei uns“, erklärt Andreas Budde, der beim Freundeskreis Asyl für den Kontakt zu den Behörden zuständig ist. „Die Ausweisung ist rein rechtlich korrekt, da das laufende Verfahren um Asem Mostafas abgelehnten Asylantrag vor dem Verwaltungsgericht nicht die Ausweisungspflicht hemmt“, weiß Budde. Es komme dem Freundeskreis Asyl auch nicht darauf an, das zu bemängeln und öffentlichen Druck auf die Behörden auszuüben. Allerdings müsse man auch die wirtschaftliche und die humanitäre Seite eines solchen Schicksals beachten.

Mostafa, der in Griechenland als anerkannter Flüchtling gilt, muss laut Budde eine bis zu 30-monatige Sperrfrist bis zu einer Wiedereinreise in Deutschland erdulden. „Wir hoffen derzeit auf eine Sperrfrist null“, sagt Andreas Budde, der Mostafa damals von Schleppern falsch beraten sieht. Möglicherweise könnte der Arbeitsvertrag bei Thomas Bauer wieder die Türen öffnen. Dazu sei eine Vorabzustimmung des Ausländeramtes im Landratsamt Heilbronn notwendig. „Das muss das Amt allein entscheiden – wir wollen nur das Spannungsfeld aufzeigen, das bei fortschreitender Integration entsteht“, meint Budde, der daran glaubt, dass es Ermessensspielräume gibt.

Von den 100 Flüchtlingen, die der Freundeskreis betreut hat, leben heute immer noch 50 in Beilstein und der Umgebung. Es gebe viel Positives zu erzählen, berichtet Hildegard Büttner. So arbeiteten viele der Asylsuchenden bereits, „eine Mutter schafft bei Ilias in der Küche, ein anderer verkauft mit einem Kleinwagen Gewürze und Lebensmittel an Landsleute weiter, ein anderer ist als Busfahrer fest angestellt unterwegs“. Wichtig sei der Einsatz für die Kinder: „Jeder Schüler hat einen Paten“, berichtet Büttner. Gegen alle Gerüchte betont sie, es gebe keine Fälle von Kriminalität, an denen Flüchtlinge beteiligt waren, die vom Freundeskreis betreut werden. Natürlich beobachte sie unterschiedliche Begabungen und Lernfortschritte. Die gebe es aber bei den Einheimischen ebenfalls.