Zu viel Durchgangsverkehr und kein zentraler Platz Foto: Frank Wittmer

Der Handels- und Gewerbeverein diskutiert unter anderem über die Stadt-entwicklung.

Beilstein -

Jammern oder den Blick nach vorne richten? Das war die zentrale Frage bei der Versammlung des Handels- und Gewerbevereins (HGV) am Mittwochabend. Die Formalien waren schnell abgehakt, wobei Thomas Janotta zu Recht bemerkte, dass „die Jüngeren“ in Vorstand und Ausschuss fehlen. „Man muss sich Gedanken über die Zukunft des Vereins machen.“ Ähnliches sei auch bei den durchaus vielfältigen Ladengeschäften in der Innenstadt zu beobachten, hakte Bürgermeister Patrick Holl ein. „Ohne jemanden zu nahe treten zu wollen, Sie sollten sich Gedanken über den anstehenden Generationswechsel machen“, stellte der Schultes der Langhansstadt einen „Gedanken“ vor.

Ihn treibe der Strukturwandel beim Einzelhandel um, und damit die Frage: „Wie sieht der Stadtkern in zehn Jahren aus?“ Das Einkaufsverhalten habe sich verändert. „Wir sind eine Auspendlergemeinde. Die Kaufkraft ist hoch, das Geld wird aber woanders ausgegeben.“

Beilstein liege in einem starken Umfeld. „Wir haben keine zentrale Funktion, wie sie Gemeinden mit 6000 Einwohnern in strukturschwächeren Gebieten durchaus haben“, so Holl. Daher erfordere es hier mehr Mühe, die Kaufkraft im Ort zu binden. In der Diskussion wurde deutlich, was die „Schwächen“ in Beilstein sind: Kein zentraler Platz, zu viel Durchgangsverkehr, Parkplätze sind zwar vorhanden, für den Kunden, der „schnell mal was einkaufen will“, aber nicht ersichtlich oder nicht gut genug zugänglich. Doch diese Punkte sind sattsam bekannt und wurden auch schon ausgiebig diskutiert. Man solle den Blick mehr auf die eigenen Stärken richten, gab Uli Eitel den Kollegen mit.

Einen Weg, die Stärken besser herauszustreichen und zu nutzen, führte Holl weiter aus: Das „Integrierte Stadtentwicklungskonzept“, das der Gemeinderat in Auftrag gegeben hat (wir berichteten). „Unsere geschlossene Stadtansicht hat einen gewissen Charme, wenn sie uns auch einschränkt, was zum Beispiel die Parkmöglichkeiten anbelangt.“ Hier müsse man verdeutlichen, dass es genügend zentrumsnahe Stellmöglichkeiten gibt, beispielsweise sei es von den neuen 40 Parkplätzen am Kinderhaus nur „zwei Minuten zu Fuß in den Stadtkern“.

Weitere Ideen wurden dann in der Diskussion entwickelt. Ohne sich Konkurrenz zu machen, sei die Idee des „Offenen Bottwartals“ ein charmanter Gedanke, so Christina Barth-Weigel. Die Absprache mit den benachbarten Gewerbevereinen in Oberstenfeld und Ilsfeld für eine gemeinsame Veranstaltung im Jahr 2018 wolle man angehen, versprach Vorsitzender Harald Mayer. Schon am 24. September, dem Wahlsonntag, will man mit einem verkaufsoffenen Sonntag die Vielfalt von Handel und Gewerbe in Beilstein präsentieren. Noch intensiver werde dies bei der Leistungsschau geschehen, die für den 10. Juni 2018 geplant ist. Mit dem Markt am Ostermontag und dem Andreasmarkt, über dessen Ausrichtung ebenfalls diskutiert wurde, sowie dem wieder anvisierten offenen Sonntag im Herbst habe man somit vier Termine, bei denen man sich einer weiteren Öffentlichkeit zeigen könne.

Eine weitere Idee, Einkäufe wieder stärker vor Ort zu binden, sei eine Online-Plattform, wie sie derzeit von den Aktiven Unternehmern im Bottwartal angedacht wird. „Wenn ich ein bestimmtes Produkt suche, wäre es doch prima, wenn ich wüsste, dass ich das am gleichen Tag auch vor Ort bekomme“, meinte Holl. Gerade Jüngere würden wieder bewusst regional und gerne in den Läden am Ort einkaufen. „Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, und es müsste eine gute Gewohnheit sein, in Beilstein einzukaufen“, meinte Ulrich Fink. „Wir müssen uns nicht verstecken!“