Ein Teil der Schmidhausener Straße gilt als außerörtlicher Bereich, weil die Häuser nicht direkt erschlossen werden. Die Initiative plant eine Plakat-Aktion. Foto: Werner Kuhnle

Anwohner der Schmidhausener Straße wünschen sich eine Temporeduzierung auf 30 Stundenkilometer.

Beilstein - Ein Sommerabend mit Freunden im Garten oder am Samstagmorgen ausschlafen – das sind Dinge, die wohl jeder genießt. Den Anwohnern der Schmidhausener Straße geht es da nicht anders, aber „manchmal habe ich schon das Gefühl in Stuttgart-Mitte zu leben“, erklärt Heidi van der Meer ihre Sorgen mit einem Augenzwinkern. Von 5.30 Uhr an starte der Berufsverkehr, am Abend dasselbe: „Und im Sommer kommen noch Motorradfahrer dazu.“ Besserung ist nicht in Sicht: Wenn erst einmal die „Hartäcker“ bebaut sind, rechnet sie sogar mit noch mehr Lärm. Nun kann der Schwabe bruddeln – oder er nimmt die Sache in die Hand. Mit Volker Althenaehr, Andreas Budde, Tanja Ebinger-Ascher, Günter Harsch und Hans Kussmann hat Heidi van der Meer die Bürgerinitiative „Lärmschutz jetzt!“ ins Leben gerufen, die sich für durchweg Tempo 30 mit stationärer Messeinrichtung einsetzt – unter anderem mit einem Aufruf im Mitteilungsblatt.

Ein Anliegen, das in Beilstein nicht neu ist, weiß Bürgermeister Patrick Holl: „Ich hatte immer wieder Kontakt mit Bürgern, vor allem aus dem Tempo 70-Bereich der Straße.“ Die Schmidhausener Straße ist nämlich in inner- und außerörtlichen Teil mit Tempolimit 50 und 70 aufgegliedert. Er habe da durchaus Verständnis, zumal auch die Verwaltung eine Reduzierung anstrebt, wenn auch nur auf Tempo 30 und 50: „Wir haben auch gemeinsam viel versucht, sind aber nicht durchgedrungen bisher.“ Eine Ansicht, die Heidi van der Meer durchaus teilt: „Der Bürgermeister ist kooperativ und hat uns schon viel Zeit gewidmet.“ Doch die Schmidhausener Straße sei eine Kreisstraße und somit habe die Stadt nicht viel Handlungsspielraum – die Hoheit liegt beim Landratsamt Heilbronn.

Die Kreisbehörde hat den Wünschen bislang nicht nachgegeben, obwohl die Schmidhausener Straße sich auch im Lärmaktionsplan wiederfindet, „allerdings anhand von Daten aus 2013 und seitdem ist viel passiert“, so van der Meer. Ein Beispiel ist die Bebauung des Kleinfeldle in Gronau, das mehr Verkehr mit sich gebracht hat. Zudem sei die Straße nur als mittelfristige Priorität eingetragen. Das könnte sich bei der Fortschreibung des Lärmaktionsplans ändern, bestätigt Holl auf Nachfrage: „Ich werde den Stadträten empfehlen, die Straße auf die höchste Stufe zu heben.“ Das war bisher nicht der Fall, da er die Sache als „aussichtslos“ gesehen habe, weil die Werte in einer Hochrechnung noch eingehalten wurden. Doch jetzt gebe es Hoffnung.

Einerseits will die Stadt eine neue Verkehrsprognose mit aktuellen Zahlen erstellen lassen. Andererseits soll das Neubaugebiet Hartäcker über einen Kreisel erschlossen werden, der ein Tempolimit mit sich bringen könnte „weil die Situation besondere Aufmerksamkeit erfordert“. Das ist der Initiative allerdings zu vage, erklärt Heidi van der Meer: „Es ist noch ungewiss, wann der Kreisverkehr überhaupt gebaut werden kann.“ Sie hofft auf ein Urteil des Verwaltungsgerichtshofs von August, bei dem die Gemeinde Uhldingen-Mühlhofen Recht bekommen hat. Dieses spricht den Kommunen mehr Entscheidungsrechte zu, was die Umsetzung des Lärmaktionsplans angeht: „Für uns kam das zum perfekten Zeitpunkt.“ Auch Bürgermeister Holl hat schon mehr Entgegenkommen bemerkt, bleibt aber vorsichtig: „Die Situationen sind nicht unbedingt analog.“ Allerdings habe das Urteil das Thema Lärmschutz wieder zum politischen Thema gemacht: „Die Gunst der Stunde gilt es zu nutzen.“