Das Musical hat mit eingängigen Melodien und flotten Dialogen überzeugt. Foto: Werner Kuhnle

Ein sehenswertes Singspiel auf Schloss Beilstein hat sich mit Jesus in jungen Jahren beschäftigt.

Beilstein - Das kennen wohl die meisten Eltern – plötzlich ist das Kind im Trubel verschwunden“, sagte Frank Widmann, Landespfarrer für Kindergottesdienst, zum Start des Singspiels „Wo ist Jesus?“ am Freitagabend im Innenhof des Hauses der Kinderkirche, dem Beilsteiner Schloss. Er und die Pädagogin Claudia Rembold-Gruss, die das Drehbuch geschrieben hat, haben um diesen Ausgangspunkt wieder ein sehenswertes Singspiel mit eingängigen Melodien und flotten Dialogen geschaffen. Nach der Premiere in Beilstein kann es nun auch von den Kinderkirchen in Württemberg ganz oder in Teilen aufgeführt werden.Die Geschichte um den zwölfjährigen Jesus, der beim Besuch des Passahfestes in Jerusalem seinen Eltern Maria und Joseph abhandenkommt und erst im Tempel wiedergefunden wird, wo er mitten unter den Schriftgelehrten sitzt, ist die einzige in der Bibel geschilderte Begebenheit aus Jesu Jugend. Und weil Jesus noch nicht erwachsen ist, passt die Geschichte besonders gut zur Kinderkirche. Die 44 Akteure, zu denen auch Erwachsene gehörten und die eine Woche lang im Beilsteiner Schloss intensiv geprobt, gesungen und musiziert haben, haben Jesus mitten ins 21. Jahrhundert geholt. Oder vielmehr „die Jesusse“, wie es Widmann formulierte. Denn da gab es einen kleinen Jesus, der morgens „nur noch fünf Minuten liegenbleiben“ wollte und sich bei seiner Mutter Maria beschwerte: „Boah ey, warum kann die Schule nicht später anfangen, wenn ich ausgeschlafen habe?“, einen etwas älteren Jesus, der erst Geige üben wollte, wenn er gechillt hatte, weil die Schule so anstrengend war, und einen zwölfjährigen Jesus in doppelter – und übrigens weiblicher – Besetzung.

Andere Elemente wiederum stammten aus biblischer Zeit. So trugen die nach Jerusalem Reisenden nicht nur lange Gewänder, sie luden auch Wasserschläuche und Fladenbrot auf einen Esel, der – wie das ebenfalls von einem Kind dargestellte Passahlamm – durch sein originelles Erscheinungsbild die rund 150 Besucher ebenso zum Lachen reizte wie manche der Dialoge. Bis die „To-do-Liste“ abgehakt war und auch Joseph, der partout nicht ohne seinen Lieblingskäse verreisen wollte, zufriedengestellt war, verging einige Zeit. Dabei dürfte sich wohl so mancher an das Durcheinander erinnert gefühlt haben, wenn man mit der Familie in den Urlaub aufbricht. Am – echten – Olivenbaum wurde deutlich, dass es in der Geschichte um mehr ging. „So langsam verstehe ich“, sagte ein Kind in seiner Rolle: „Die Dinge sind nicht einfach so da, sondern ein Zeichen, dass Gott uns liebt.“ Die Liebe Gottes ist auch das, was Jesus im Jerusalemer Tempel verkündete und wodurch er sich deutlich von den Schriftgelehrten unterschied, die mit Drohungen über den göttlichen Zorn die Gläubigen einschüchterten.Sehr realistisch stellte Carola Zick die Maria dar, die vor Sorge um den verschwundenen Sohn fast verrückt wird, während Joseph (Philipp Widmann) sie voll männlicher Überlegenheit zu beruhigen versuchte. Beide überzeugten zudem, ebenso wie einige andere Kinder und Jugendliche, durch Sologesang. Der Chor unter Leitung von Ulrich Egerer sorgte für viel Schwung, ebenso wie das aus vielen verschiedenen Instrumenten bestehende Orchester. Eine Tanzeinlage im Breakdance-Stil zu blinkenden Lichtern gab einen Extraapplaus. Und immer wieder klatschten und schnippten einige Besucher rhythmisch mit. Der Beifall begleitete die jungen Darsteller noch bis ins Gebäude, in das sie mit dem Schlusslied „Auf geht’s nach Jerusalem“ mitten durchs Publikum marschierten.