Die Macher Wolfram Berner, Oliver Kämpf und Hans-Joachim Knupfer (vorne, von links) präsentieren die neue Infotafel. Foto: Frank Wittmer

Die Bottwartalbahn ist längst Vergangenheit, doch die Erinnerung an den Entenmörder lebt auf. Jetzt ist in Beilstein wieder eine Infotafel aufgestellt worden.

Beilstein - Kreisarchivar Wolfram Berner, Stadtrat Oliver Kämpf und Hans-Joachim Knupfer von den Eisenbahnfreunden Beilstein haben es sich zur Aufgabe gemacht, den historischen Streckenverlauf der Bottwartalbahn wieder aufleben zu lassen. Jetzt wurde eine weitere Infotafel des Bahnrundgangs an der ehemaligen Bahnhofstreppe eingeweiht.

Rund um den einstigen Bahnhof Beilstein, der zur Hoch-Zeit der Bottwartalbahn ein regelrechter Eisenbahnknotenpunkt war, an der Stadthalle, dem ehemaligen Lokschuppen und am „Sattel“ der Bottwartalbahn Richtung Auenstein erinnern sieben Tafeln an die historische Vergangenheit. „Welche Bedeutung der Bahnverkehr damals hatte, sieht man an der breit ausgebauten Bahnhofstraße, die fast wie ein Boulevard wirkt“, so Kämpf gestern bei der Einweihung einer weiteren Tafel.

Allein vier Gaststätten gab es in der Bahnhofsstraße. Die „Restauration zum Bahnhof“, die „Wirtschaft zur Eisenbahn“, das „Café Kämpf“ sowie das „Gasthaus Langhans“ freuten sich über die Gäste. „Der abendliche Rückweg fiel oft viel schwerer“, heißt es in dem „Zeitfenster“: „Nicht nur, weil ein schöner Ausflugstag zu Ende war – auch der genossene Beilsteiner Rebensaft sorgte für beachtliche ,Kurvenradien‘ der Fahrgäste, noch bevor sich der Zug wieder in die Bögen der Bottwartalbahn schmiegte.“

Mit Humor an die glorreiche Zeit zu erinnern, ist den Machern wichtiger als allzu viele Informationen vermitteln. „Wer will, kann ja alles nachlesen. Uns geht es darum, das Interesse zu wecken“, erklärt Knupfer. Kleindenkmale wie der Rollschemel in Beilstein oder der jetzt am Ortseingang Oberstenfeld neu verlegte Schienenstrang der Bottwartalbahn sind Relikte aus der Zeit, in der die Züge noch regelmäßig die 14,4 Kilometer lange Strecke zwischen Marbach und Beilstein entlang schnauften. Ein durchgehender Bahnerlebnispfad zwischen der Schillerstadt und Ilsfeld ist langfristig der Wunsch der Eisenbahnfreunde.

Seit gestern ist wieder ein Schritt geschafft. Möglich machen dies auch die Sponsoren wie Rolf und Hildegard Büttner, „Bahn“-Anwohner aus Beilstein, Walter und Gisela Sauer, die Tochter von Lokführer Kümmerlen, Günther Harsch, Oliver Kämpf, Nachfahre der Bahnhofstraßenwirte, Markus Kaufmann, der im einstigen Eisenbahner-Wohnhaus residiert, oder Heiner Weidner, der Initiator des Bahndamm-Wanderweges von 1975.

Bestärkt in ihrer Idee wurden die Initiatoren durch den Zuspruch von 350 Zuhörern bei einem Vortrag in der Stadthalle und der Aktion am Tag des Offenen Denkmals, bei der ein eigens wieder aufgebautes sechs Meter langes Stück am Bahnbogen zu bewundern war.

Bürgermeister Patrick Holl bekommt „richtig nostalgische Gefühle“, so sehr ist er von der Aktion begeistert. „Viele der jüngeren Generation können sich den Verlauf der Bottwartalbahn gar nicht mehr vorstellen. Für manchen wird dieser Bahnrundgang einen Überraschungseffekt bringen.“

Die Infotafeln seien eine gute Gelegenheit, mehr über die Ortsgeschichte zu lernen, sei es für Schulklassen, Einheimische oder Touristen. „Die Tafeln sind pädagogisch wertvoll aufbereitet und mit mancher Anekdote angereichert.“ Der Schultes freut sich, dass das Thema Bahn so wieder präsent wird. „An Ideen, Spaß und Spenden fehlt es nicht“, ist Knupfer zuversichtlich. Als nächstes wolle man die Infos, die auf den Tafeln sind, auch im Internet unter www.bottwartalbahn.de präsentieren.