Foto: Oliver von Schaewen

Starker Zimmerbedarf in der Region spiegelt sich in Auslastung nach kurzer Zeit wider.

Beilstein - W

as ist eigentlich aus der Alten Mühle in Schmidhausen geworden? Das 1443 erstmals urkundlich erwähnte Anwesen stand vor einigen Jahren zum Verkauf. Inzwischen ist die stattliche Mühle saniert worden, nebenan wird das Jahrhunderte alte abgerissene Müllerhaus wieder aufgebaut. Der Investor Karim Wassiri hat in der Mühle die Pension Bottwartal errichtet. Sie ist seit 1.  September in Betrieb und nach Angaben von Wassiri zu 85 Prozent ausgelastet. Das liege offenbar im gestiegenen Bettenbedarf in der Region (siehe auch Bericht unten).

Die starke Nachfrage nach Fremdenzimmern erklärt sich Karim Wassiri mit dem erhöhten Bedarf in mehreren Bereichen. „Wir haben viele Gäste, die aus beruflichen Gründen unter der Woche übernachten“, sagt der Investor. Unter den Bewohnern seien unter anderem Russen, Holländer, Franzosen und Italiener. Sie reisten für Meetings bei Bosch in Abstatt an oder stünden in Verbindung mit dem Rückbau des Neckarwestheimer Atomkraftwerks, der in den nächsten 20  Jahren über die Bühne gehen soll. „Daran sollen rund 1800 Arbeitskräfte beteiligt sein – und die müssen ja irgendwohin“, so Wassiri. Auch Wanderer kämen, aber ebenso bräuchten Hochzeitsgesellschaften der nahe gelegenen Burgen regelmäßig Einzel- und Doppelzimmer. „Was ich vorher auch nicht wusste: Viele Arbeitnehmer sind aus Nordrhein-Westfalen hierher gekommen und haben gebaut, aber wenn die Schwiegereltern zu Familienfesten zu Besuch kommen, reicht oft der Platz nicht aus.“

Die Pension hat Karim Wassiri binnen drei Jahren mit viel Liebe zum Detail eingerichtet. „So haben wir zum Beispiel den Treppenaufgang in den alten Silo gelegt“, erzählt der Unternehmer, der keine Auflagen des Denkmalschutzamtes erfüllen musste, weil die Mühle, die bis 1992 in Betrieb war, nicht als denkmalgeschützt sondern nur als erhaltenswert eingestuft war. Trotzdem hat Wassiri einen Faible für das Historische. So behielt er die mächtigen Eichenbalken, die er allerdings aus Brandschutzgründen farblich verkleiden musste. Den alten Gewölbekeller im Gebäude neben der Pension will der Bauherr unbedingt erhalten. „Dort unten entspringt eine kleine Quelle – das ist prima für die Raumtemperatur“, erzählt er begeistert und plant, dort Wein zu lagern.

Der Nachkomme afghanischer Eltern, selbst noch in Kabul geboren und als kleines Kind nach Deutschland gekommen, hat sich mit einer Firma für Insektenschutzgitter selbstständig gemacht und es zu Wohlstand gebracht. Seine Kindheit und Jugend habe er in Prevorst verbracht. Jetzt steckt der Geschäftsmann einen Teil seines Kapitals in alte Häuser, die er mit etwa fünf bis zehn Mitarbeiten seines etwa 30-köpfigen Unternehmens herrichtet. „Wir machen alles selbst und behalten danach die Häuser in unserem Immobilienbestand“, sagt Wassiri. Bei den Sanierungen lege er auf hochwertige Materialien wert. So habe er die Fassade der Mühle mit Backstein angelegt, der kein Wasser anzieht. Auch im Innern ist eine gepflegte Handschrift erkennbar. So sind die schwarz-weißen Muster der Fliesen bewusst gewählt, nachdem Wassiri ähnliche Exemplare bei einem Geschäftstermin in einem anderen Gebäude entdeckt hatte.

Die Doppelzimmer bietet er für 79 Euro über Internetportale an. „Monteure übernachten bei uns eigentlich weniger“, sagt er. „Es sind eher die Ingenieure.“ Die Gäste scheinen sich wohlzufühlen. Sie benoten die Unterkunft auf dem Portal booking.com mit 8,8, was als „fabelhaft“ interpretiert wird.