Eine Schule in Heidenheim ist kürzlich für ihr Konzept ausgezeichnet worden. Foto: dpa

Das Gemeindeforum der evangelischen Kirchengemeinde beschäftigt sich mit den Folgen eines ungerechteren Welthandels und zeigt alternative Wege auf.

Ob Beilstein nun eine Fairtrade-Stadt wird oder nicht, ist noch offen. Nach dem mit 70 Zuhörern gut besuchten Gemeindeforum der evangelischen Kirchengemeinde am Mittwochabend ist nun auf jeden Fall klarer, welche Kriterien die Langhansstadt dafür erfüllen müsste. „Wir wollen auf dem Weg dahin möglichst viele mitnehmen“, sagte der Pfarrer Rüdiger Jeno.

Mit dem Bibelwort „Suchet der Stadt Bestes“ startete das erste Gemeindeforum, in der Fortsetzung stellte Jeno jetzt fest: „Wir können nicht an den Stadtgrenzen aufhören. Wir wollen den Benachteiligten auf der Schattenseite des Lebens helfen.“

Bei ihm seien es die Bananen gewesen, berichtete Dr. Peter von Hunnius. Nachdem er sich mit dem Welthandel beschäftigt hatte, beschloss der Aktive in der Kirchengemeinde Beilstein-Billensbach wegen der Ausbeutung der Kleinbauern auf die an sich gesunden Südfrüchte zu verzichten. „Ob die großen Konzerne das gemerkt haben, wage ich zu bezweifeln.“

Aber Hunnius ist sich sicher: „Wenn viele etwas tun, kann das was werden.“ Erst nachdem es im Weltladen in Beilstein fair gehandelte Bananen gab, habe er die gelben Früchte wieder gegessen. „Es kommt genug von dem Geld bei den Erzeugern an, das ist das entscheidende Kriterium.“

Der Hauptredner, Bürgermeister Ekkehardt Fauth aus Aidlingen – einer Kommune, die schon Fairtrade-Stadt ist – berichtete von einigen erfolgreichen Projekten in der „Perle des Heckengäus“. Wichtig sei, Regionalität mit internationalem gerechtem Handel zu verbinden. Die Hauptbeweggründe Nachhaltigkeit, Ökologie und gerechte Entlohnung der Produzenten, gelten unabhängig von der Herkunft der Produkte, arbeitete Fauth in der Diskussion mit dem Beilsteiner CDU-Gemeinderat Oliver Kämpf heraus. „Das kann für den Obstbauer oder Imker aus dem Heckengäu genauso gelten wie für Kaffee- oder Bananenbauern aus Peru.“

Auch in der „Fairtrade-Stadt“ Aidlingen gilt also „Regionalität vor Internationalität“. Man habe aber zum Beispiel durchgesetzt, dass in allen städtischen Einrichtungen von der Kläranlage bis zum Kindergarten konsequent fair gehandelter Kaffee getrunken wird. Mit Infomaterialen in Kindergarten, Stadtbücherei und der Schule werden schon die jüngsten für das Thema sensibilisiert.

Er wolle aber niemanden missionieren, betonte Fauth. „Man muss die Menschen überzeugen und begeistern.“ Nichts anderes tue ein Missionar, warf Pfarrer Jeno da schnell ein. Aber in dem informativen wie auch kurzweiligen Vortrag von Fauth wurde klar: „Wir mussten eigentlich nicht viel tun. Es ist bei uns in Aidlingen so, dass jeder mit Stolz dabei sein will.“

Ob nun der Fußballverein mit fair gehandelten Bällen spielt, auf dem Friedhof Grabsteine aus Kinderarbeit verboten sind, oder Gastronomen und Einzelhändler mehr oder weniger selbstverständlich auf faire Produkte achten: Der Möglichkeiten gibt es viele. Wichtig sei nicht nur, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen, auch der Prozess an sich lasse viele Menschen in einer Gemeinde zusammenrücken. Jeder müsse seinen eigenen Weg dafür finden – so auch Beilstein.

Die Bereitschaft für diesen Weg zur fairen Stadt signalisierten nicht nur die Kirchengemeinde als Impulsgeber, die Vertreter von Stadtverwaltung und des Beilsteiner Gemeinderats, die zahlreich zum Gemeindeforum gekommen waren, auch der Vorstand der BUND-Ortsgruppe beschloss spontan, nur noch fair gehandelte Produkte einzusetzen.