Das Konzept eines reinen Krämermarktes sei überholt. Der neue Charakter des Andreasmarktes soll auch auf die Vereins- und Bürgerbeteiligung setzen. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Schwindende Besucherzahlen sorgen für Diskussionen um die Beilsteiner Traditionsveranstaltung, die neu konzipiert werden soll.

Beilstein - Wenn du nicht mehr weiter weißt, gründe einen Arbeitskreis“, zog Bürgermeister Patrick Holl mit einem Augenzwinkern sein Fazit zu einer Neukonzeption des Andreasmarktes. Der war am Dienstagabend im Gemeinderat auf der Tagesordnung gelandet, nachdem schon seit Jahren die Besucherzahlen rückläufig sind. „Wir wollen da jetzt ein Signal an die Bürger schicken, dass wir diese Entwicklung erkannt haben“, so Holl.

Dieses sieht nach einer Diskussion im Gremium nun so aus, dass ein Arbeitskreis aus dem Gemeinderat heraus gegründet wird, der einen neuen Schwerpunkt für den Andreasmarkt entwickeln soll. Steht ein Plan, sollen gezielt Bürger und Vereine mit ins Boot geholt werden.

Ein Schritt, der von allen Stadträten als notwendig erachtet wird. „Wenn ein Pferd tot ist, sollte man absteigen“, fand Dietmar Rupp (FWV) klare Worte: „Aber das wäre zu hart.“ Stattdessen wurde man sich schnell einig, dass ein neuer Charakter für den Andreasmarkt gefunden werden muss. „Wen lockt ein Krämermarkt heute noch hinter dem Ofen vor?“, fragte Peter Gruner (Initiative) sich. Und auch Thomas Bauer (FWV) sah es als erstrebenswert an, dass statt den fahrenden Händlern die Vereine stärker am Markt beteiligt sein sollten. „Und außerdem wäre der Krämermarkt ja dank dem Ostermarkt auch weiterhin nicht ganz verloren“, stimmte Ursula Fein (FDP) den anderen Stadträten zu. Doch was kann stattdessen angeboten werden?

„Ein Alleinstellungsmerkmal muss her“, befand Oliver Muth (FWV). Das sei etwa die Weinproklamation, befanden die Verwaltung und Initiative-Rat Gruner: „Das zieht die Leute an.“ Darüber hinaus ziehen auch die Einzelhändler eine positive Bilanz zum Andreasmarkt, merkte Thomas Janotta (FWV) an: „Es kommt aber auch darauf an, wie aktiv man die Kunden vorher auf den Termin aufmerksam macht.“ Die Krämer bräuchte er dagegen auch nicht. Es sei generell ein Kritikpunkt gewesen, dass die aneinander gereihten Marktstände die Schaufenster und Ladeneingänge häufig verdecken, merkte die Verwaltung mit an.

Essenziell sei es in jedem Fall, dass mit dem Arbeitskreis und den Planungen jetzt zeitnah eingestiegen werden. „Wir müssen da jetzt mit Dampf reingehen“, bekräftigte Oliver Muth (FWV). Schließlich sollen die ersten Änderungen schon 2018 kommen. Bisher ist der Markt auf den 1. Dezember – also wie gewohnt am Samstag vor dem 1. Advent – festgesetzt.

Doch auch dieser Termin an sich soll auf den Prüfstand kommen. Schlechtes Wetter und die daraus folgende Einschränkung für Aktionen trage nämlich ebenfalls seinen Teil zu den Misserfolgen der Vorjahre bei. Zudem gebe es starke Konkurrenz durch Weihnachtsmärkte, erklärte Patrick Holl: „Die aufkommende vorweihnachtliche Stimmung lockt natürlich nicht unbedingt auf einen reinen Krämermarkt.“ Zudem werde mehr Wert auf Geselligkeit als auf die Versorgung mit Waren gelegt.

Letzteres sei nicht das Problem, befand Oliver Kämpf (CDU): „Wenn es etwa eine Hocketse gibt, kommen die Beilsteiner auch.“ Das Problem sei vielmehr, dass es keinen Bürgerverein vor Ort gibt und der Markt für Vereine oft nicht attraktiv sei. „Großbottwar hat bei seinem Jubiläum aber gezeigt, was sich aus dem Engagement der Bürger entwickeln kann“, fügte er mit Blick auf den Historischen Markt hinzu. „Ideen gibt es“, erwiderte Ramona Weller (FWV). „Wir müssen da nur offen sein.“