Die Kleinbusse sind meist bis auf den letzten Platz belegt – und darüber hinaus. Foto:  

Der Beilsteiner David Muth leistet ein Freiwilligenjahr in Tansania. Von dort berichtet er regelmäßig.

Beilstein - Nach meinem fünfmonatigen Aufenthalt in Tansania in einem Kinderheim bin ich in der Zwischenzeit auch ein echter Experte bei der Benutzung der unterschiedlichsten Verkehrsmittel geworden. Wenige Einwohner außerhalb der reichen Viertel der großen Städte können sich ein eigenes Auto leisten. Häufiger werden Motorräder besessen, aber auch diese sind auf dem Land eine Rarität. Deshalb ist der größte Teil der Bevölkerung – genauso wie wir Freiwilligen – auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, welche immer wieder neue Erfahrungen bieten.

Wenn wir oder auch andere Bewohner unseres Dorfes in die nächste Stadt fahren möchten, um auf dem Markt etwas zu kaufen, Geld bei der Bank abzuheben oder einen Freund zu besuchen, ist das nicht ganz so einfach wie in Deutschland. Es gibt hier kein offizielles Bussystem, und auf dem Land fahren diese sowieso nicht. Unser erstes Verkehrsmittel nach dem Verlassen des Kinderheims ist ein Pikipiki – ein Motorradtaxi.

Bei der Auswahl sollte man als sicherheitsbewusster Deutscher als erstes darauf achten, ob ein zweiter Helm vorhanden ist. Im Anschluss wird mit dem Fahrer der Preis ausgehandelt, um später nicht über den Tisch gezogen zu werden, denn als Mzungu, also Weißer, gilt man hier automatisch als reich. Erst nach Fahrtantritt zeigt sich, ob die Wahl auf einen guten oder schlechten Fahrer gefallen ist. Die meisten Fahrer passen ihre Geschwindigkeit zwar der absolut nicht ebenen Staubstraße an, es gibt aber auch welche, die meinen, Schnelligkeit ist der beste Weg zum Ziel. So passiert es immer wieder, dass man gewaltige Sprünge auf dem Sattel des motorisierten Pferdes macht und krampfhaft versucht, sich an allem festzuhalten, um nicht den vorzeitigen Abgang zu machen.

Nach einer ungefähr 15 Minuten langen Fahrt, die ungefähr einen Euro gekostet hat, erreiche ich den nächsten größeren Ort an einer befestigten Straße mit einem „Busbahnhof“, wenn man ihn so nennen möchte. Hier ist man nicht alleine, denn die „Schaffner“ der Kleinbusse – auch Dalla-Dalla genannt – stürmen auf einen zu und versuchen einen in ihr Fahrzeug zu ziehen. Diese Busse sind meist irgendwelche größeren Autos oder Kleinbusse, die mit möglichst vielen Sitzmöglichkeiten ausgestattet sind und in denen laute Musik läuft. Hier sollte man sein Gepäck eng an sich drücken, denn Platz gibt es nie sehr viel. Wenn man zu den Glücklichen gehört, die sich einen Sitzplatz ergattert haben, kann es auch durchaus vorkommen, das man plötzlich ein Kind auf sich sitzen hat, das so aus dem Gedränge der Stehenden herausgereicht wird. Grundsätzlich werden Dalla-Dallas bis zum letzten Zentimeter mit Gepäck und Menschen vollgestopft, sodass eine Fahrt im Stehen mit gesenktem Kopf aufgrund der Deckenhöhe nicht jedermanns Sache ist. Bezahlt wird meist während der Fahrt bei dem Schaffner.

Generell gestaltet sich aber eine Fahrt mit Sprachkenntnissen deutlich einfacher. Nie sollte man vergessen, am Anfang der Fahrt dem Schaffner zu sagen, wo man hinmöchte, sodass dieser einem dann zum gegebenen Zeitpunkt ein Zeichen zum Aussteigen gibt.

Fast jeden Freitag bin ich so zwischen dem Kinderheim und dem nächst gelegenen Markt in Mailimodja etwa eine halbe Stunde unterwegs. Die Kosten für die Gesamtstrecke liegen abhängig vom Verhandlungserfolg bei ein bis zwei Euro bei einer Entfernung von rund 15 Kilometern.

Gute Fahrt für alle Reisenden!