145 Radler sind für den guten Zweck auf die Strecke gegangen. Foto: DFG-VK

Die Forderung: „Die Bundesregierung muss Vertrag für ein Verbot von Atomwaffen unterzeichnen.“

Baden-Württemberg - Baden-Württemberg
145 Radler haben sich am 4. August auf den Weg gemacht, um auf der 342 Kilometer langen Schleife durch den Südwesten Deutschlands für eine atomwaffenfreie Welt zu demonstrieren und an die Opfer der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki zu erinnern. Das Teilnehmerfeld war bereits seit Ende Juni ausgebucht, einige mussten kurzfristig zurückziehen. Deutlich mehr als 90 Prozent waren dabei über die Gesamtstrecke unterwegs.

Wie im Vorjahr führte die Strecke von Bretten über Heidelberg, Mannheim, Kaiserslautern, Ramstein, Landau zurück nach Bretten. Seit 2008 ist die Stadt im Kraichgau Start- und Zielort. Der RSC Bretten ist Mitveranstalter der von der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) Baden-Württemberg organisierten Tour. Trotz dauerhafter Hitze über 30 Grad ab morgens um 9 Uhr und teilweise bis zu 37 Grad im Schatten kamen alle Radler erschöpft aber gelöst und in guter Stimmung am Abend in Bretten an. Einige zollten den heißen Temperaturen Tribut und stiegen früher aus. Es war hochkonzentriert, was insbesondere den Orga-Fahrern des RSC Bretten zu verdanken war, in Abstimmung mit den Begleitfahrzeugen und der guten Absicherung durch die Polizei. Und natürlich der ständig hervorragenden Verpflegung und der vielen Flüssigkeitszufuhr in den Stationen und in den Pausen.

In Heidelberg begrüßte Hilde Stolz (Stadträte Bunte Linke) mit einem Plädoyer für Frieden, atomare Abrüstung und den Stopp von Rüstungsexporten unterhalb des Schlosses. Zum elften Mal in Folge fanden sich die Radler vor dem Mannheimer Rathaus ein. Bürgermeisterin Felicitas Kuballa bedankte sich für die Stadtverwaltung und den Schirmherren, Oberbürgermeister Peter Kurz, Hedi Sauer-Gürth sprach für das Friedensplenum und Hermino Katzenstein als radelnder Landtagsabgeordneter. Für den Beigeordneten Färber sei es eine Ehre, dass Kaiserslautern wieder Station der Pacemakers gewesen sei. Die Dekanin Dorothee Wüst und Pfarrer Detlev Besier lobten das anhaltende Engagement.

Bewegend verlief die Ansprache von Klaus Wirtgen am Mahnmal für die Opfer der Flugkatastrophe vor 30 Jahren in Ramstein sowie der Friedenssegen von Hans-Heinrich Wirtgen, Pfarrer im Ruhestand. Schließlich zog die Schilderung der Erlebnisse bei der Nobelpreisverleihung in Oslo die Menschen in den Bann. Denn die längste eintägige Raddemonstration in Deutschland stand heuer unter einem besonderen Stern. Die DFG-VK ist als Ausrichter der Pacemakers-Radsportveranstaltungen und einer von 470 Partnern der internationale Kampagne für die Abschaffung aller Atomwaffen (ICAN) in mehr als 100 Ländern auch Friedensnobelpreisträger 2017, zusammen unter anderem mit der bundesweiten Kampagne „Büchel ist überall! atomwaffenfrei.jetzt“ und den fast 7500 Mayors for Peace weltweit. Wir sind dankbar, Teil einer weltweiten Bewegung zu sein, die eine Abkehr der atomaren Abschreckung einfordert und sich für die Eliminierung dieser Massenvernichtungswaffen einsetzt. 250 Campaigner von ICAN waren bei der Preisverleihung im Dezember in Oslo, darunter ein Dutzend aus Deutschland. Mit dabei Pacemakers-Koordinator Roland Blach. Ausgezeichnet wurde der bahnbrechende Einsatz, über die humanitären Konsequenzen eines Einsatzes von Atomwaffen und deren Folgen für Mensch und Umwelt aufzuklären. Gleichzeitig war ICAN verantwortlich dafür, dass mit der großen Mehrheit der Staatengemeinschaft, insbesondere den Ländern des Südens, am 7. Juli 2017 der Vertrag zum Verbot von Atomwaffen an der UNO beschlossen wurde.

Mit dem 14. Marathon haben wir unseren Wunsch erneuert, die Bundesregierung möge diesen Vertrag unterzeichnen, wie bereits fast 60 Staaten zuvor. Über 800 Einzelpersonen und Organisationen haben dazu einen Aufruf unterzeichnet, darunter von Prominenten wie Konstantin Wecker und Oberbürgermeistern aus der Region Stuttgart.

Der Marathon verdeutlichte wiederholt die außergewöhnliche Verbindung zwischen der Friedensbewegung, dem Radsport und den Städten, die sich vielfach in den Mayors for Peace engagieren. Das nicht zu übersehende Peloton wurde eskortiert von der Polizei und den Pacemakers-Begleitfahrzeugen. Die Friedensinitiativen Bretten und Westpfalz, die DFG-VK Mannheim und der Heidelberger Friedensratschlag unterstützen den Marathon. Die Schirmherrschaft hatten Oberbürgermeister Martin Wolff (Bretten) und Peter Kurz (Mannheim) übernommen. Mit Martin Wolff und Christian Schönung (Lorsch) waren immerhin zwei Bürgermeister Teil des Pelotons, zusätzlich mit Hermino Katzenstein ein Landtagsabgeordneter.

Viele Teilnehmer meldeten sich in dieser oder ähnlicher Form zurück: „Auch dieses Jahr kann den Pacemakers Marathon in meiner Hitliste nichts mehr toppen. Die Organisation, die Freundlichkeit, das Miteinander und der gute Zweck sind unbeschreiblich. Das Fahren im Verband einzigartig. Vielen Dank an die unzähligen Helfer, die uns den ganzen Tag mit Essen und Trinken in unglaublichster Form unterstützt haben.“ Mein Respekt gilt allen Radfahrern, die diesen Tag bei der Hitze gemeistert haben.