Der ehemalige Marillion-Frontmann hat sein Publikum in den Bann gezogen. Foto: avanti

Ex-Marillion-Frontmann Fish hat im Affalterbacher Kultur-Biergarten 7-Eichen die Rockmusik der 80er- und 90er-Jahre zelebriert.

Affalterbach - Wer sich als Veranstalter in den Dunstkreis großer Stars begibt, dem werden auch besondere Verpflichtungen auferlegt. Bernd Feinauer, Chef des Affalterbacher Kultur-Biergartens 7-Eichen, kann ein Lied davon singen. Bevor nämlich Fish, der ehemalige Frontman der Rock-Band Marillion, seine Songs auf der Bühne zum Besten gab, mussten gewisse Erwartungen erfüllt sein. Feinauer hat hinter der Bühne nun einen großzügigen Backstage-Bereich stehen, inklusive Kühlschrank und Waschbecken. Der war am Freitag sorgfältig abgetrennt, um die Privatsphäre des Stars zu sichern. Doch was tut man nicht alles, um einen Weltstar zu locken? Für Feinauer eine Chance, die vergangenen Oktober noch aussah, als müsste er das ambitionierte Vorhaben vergessen. Da nämlich hatte der Kult-Kneipier eine Absage vom Management erhalten. Doch Fish höchstpersönlich hat das Ruder herumgerissen: beeinflusst von Musiker-Kollegen, mit denen der berühmte Sänger zusammenarbeitet und die nur Gutes vom Konzert-Standort auf dem Lemberg zu berichten wussten, hat Fish die Entscheidung rückgängig gemacht.

Feinauer konnte es am Konzertabend immer noch nicht so recht fassen, einen Weltstar dieser Größenordnung bei sich zu haben. Und die Zuschauer wohl auch nicht. In Scharen waren sie gekommen, um dem Rock-Ereignis des Sommers entgegenzublicken. Sie sogen die Szenerie in sich auf, die es in dieser Form nicht alle Tage gibt. Optimale Wetterbedingungen ließen die nervliche Belastung des Open-Air-Veranstalters schließlich abflauen: Der Sommerabend zeigte sich während des Konzerts von seiner liebenswürdigsten Seite: ein laues Lüftchen, trocken und warm. Fish, der mit einer Band gekommen war, die den klassischen Marillion-Sound perfekt aufzunehmen weiß und durch handwerklich sauberen Groove mit eigenständigen, lustvollen Soli von Gitarre und Keyboard überzeugte, die gerne vom Staccato des Drummers wieder eingefangen werden, war ebenfalls guter Dinge. Zwar kann der agile, in die Jahre gekommene Sänger „schon mal grummeln, wenn irgendetwas mit der Anlage nicht stimmt“, auf der Bühne aber zeigte sich Fish entspannt und plauderte launig mit seinen Fans. Die Besucher standen unterdessen – schon bevor der erste Ton überhaupt gesungen war – in Reihen vor der Bühne und machten sie blickdicht für die dahinter Sitzenden. Der Meister nutzte den Umstand für ein wenig distanzfreie Begegnung und ging im Slow-Motion-Modus durch die Reihen der Fans, die er mit der Digicam filmte und hier und da ein freundliches „Hallo“ hauchte. Zurück auf der Bühne ließ er mit großem Engagement und der berühmt-knarzigen und emotionalen Vollton-Stimme die besten Songs seiner Platten als Solokünstler ertönen. Darunter bombastische und vielgestaltige Arrangements wie „Perception of Johnny Punter“ oder „Feast of Consequences“, die auch inhaltlich viel Aussagekraft haben. Sie ließen den unverkennbaren Charakter beliebter Marillion-Hits aufleben, der sich besonders in den markanten Taktwechseln sowie den lyrisch-melodischen Sequenzen im sonst druckvollen und konfrontativen Rock zeigte.

Die Zeitmaschine um genau 30 Jahre zurück drehte der Sänger mit Songs rund um das legendäre und kommerziell erfolgreichste Album „Misplaced Childhood“. Damit erzeugte die Band einen weiteren Stimmungsanstieg und freudige Dramatik: ekstatisches Klatschen, das Wippen der erhitzten Körper und begeisterte Ausrufe markierten die Faszination des 80er- und 90er-Jahre-Rocks, der in dieser Sommernacht meisterhaft zelebriert wurde. Fishs „Childhood“, das er rabiat und heiser ins Mikrofon skandierte, gehörte zu der Kulisse ebenso wie die himmelwärts gerichtete Hand des Sängers, der jede Geste professionell zu inszenieren weiß.

Gebannt schauten die Menschen auf die schwarze Gestalt, die sich im Nachtblau des Abendhimmels gespenstisch gegen das hell beleuchtete Logo von 7-Eichen abhob, und spendeten enthusiastisch Beifall, der mit Zugaben belohnt wurde.