Voller Einsatz. Foto: avanti

Guildo Horn fas-ziniert das Publikum im Kultur-biergarten 7-Eiohen.

Affalterbach - Wer sich unterversorgt in puncto Liebeszuwendung fühlt, der konnte am Freitagabend auf7-Eichen mit Guildo Horn und den Orthopädischen Strümpfen auf Kuschelkurs gehen. Der Entertainer mit dem markanten Outfit präsentierte sich zum ersten Mal auf dem Lemberg. Dort rockte er dermaßen mitreißend die Bühne und den Park, dass sogar die Kiesel auf dem Erdboden hüpften. Außerdem verteilte Horn Küsschen auf den Mund und jede Menge Aufmerksamkeit. Der Herr mit der hohen Stirn, die unterhalb der Tonsur von einer Rockermähne abgelöst wird, geht nämlich zielgerichtet auf Tuchfühlung. Mit jeder Gebärde demonstriert er: Ich bin hier und hab Euch lieb. Und auch wenn der Sänger erst zum Schluss sein obligatorisches Bekenntnis: „Piep, piep, piep, Guildo hat Euch lieb“ in die Ohren der Fans säuselte – Liebesbekundungen gibt es bei ihm in Hülle und Fülle. Doch der Mann hat weitaus mehr zu bieten, als das Rundumwohlfühl-Paket für Singles, Paare und Familien. Tatsächlich ist die Zuhörerschaft altersmäßig bunt durchmischt, als Horn mit seinen „Orthopädischen Strümpfen“ auf die Bühne tritt. Rund 20 Minuten mussten die Fans auf ihn warten, doch dann braust ein regelrechter Orkan über das schwäbische Eichenwäldchen. Nach dem über Off verkündeten Motto: „Lasst uns das Leben einmal durch die Hornbrille betrachten“, zeigt der Sänger kurzerhand, was genau er darunter versteht: rassig servierte Schlager und kultivierte Blödeleien, dazu eine brillante Stimme und beachtliche Percussions-Einlagen.

Und natürlich die gnadenlos gute Band, die ihren Namen „Orthopädische Strümpfe“ absolut konterkariert. Denn was die vier Musiker aus ihren Instrumenten herausholen ist alles andere als fußkrank: individuell und meisterhaft gestrickte Arrangements, die spannende Solos ebenso einstreuen, wie bizarre Verzierungen.

Sie verzuckern die rockig-frech intonierten Schlager, denen Guildo Horn einen ganz eigenen Stempel aufdrückt. All das geschieht in kräfteverzehrender Manier, denn der Meister der Nussecken bewegt sich in einem pausenlosen Auf und Ab – von der Bühne hinunter in die Reihen des Publikums. Dort richtet er das Mikrofon direkt auf den Mund seines Gegenübers, lässt mitsingenoder nimmt sich ein Stück Nussecke, die er „trocknen und ins Poesiealbum kleben will“. Das Gebäck hat Fan Günther Utech aus Leutenbach mitgebracht. Gemeinsam mit weiteren neun Begleitern ist auch er auf den Lemberg gekommen, „um richtig Spaß zu haben“. Und der Garant für eine ausgelassene Partystimmung enttäuscht auch nicht auf7-Eichen. Obwohl wetterbedingt lange nicht alle Plätze besetzt sind, gibt der Künstler wahrlich sein Bestes. Doch auch das Publikum, rund 80 Gäste, hinkt da nicht hinterher. Als wären es dreimal so viel, klatschen und spornen die Besucher die Künstler auf der Bühne an. Willig gehen sie mit, bei dem, was Horn einfordert und sie lassen sich von dem Sänger mit Songs wie „Delilah“, „Mendocino“ oder den Udo Jürgens Hit „17 Jahr“ einheizen. Begeisterungsstürme kommen ebenso auf, als der Sänger zu den Kuhglocken greift und Marianne Rosenbergs „Er gehört zu mir“ intoniert. Dramaturgisch geschickt scheint Horn viel zu früh den Abschied einzuläuten. Dann jedoch drehen die Akteure noch einmal voll auf. Gemeinsam zelebrieren sie den Ausklang eines Konzertes, das ohne Pause und mit glanzvollem Show-Einsatz, das Publikum restlos begeisterte.