Tennisprofi Nils Langer möchte dieses Jahr bei allen vier Grand-Slam-Turnieren spielen. Foto: Archiv (Baumann)

Tennisprofi Nils Langer ist erstmals in der Qualifikation bei den Australian Open in Mellbourne an den Start gegangen.

Affalterbach - Das Jahr ist noch jung, aber Tennisprofi Nils Langer aus Affalterbach hat 2015 schon viele neue Erfahrungen gesammelt. Denn zum ersten Mal war er „Down Under“ und hat bei den Aus-tralian Open gespielt. „Das waren eine Menge neue Eindrücke und ein neuer Kontinent – jetzt habe ich alle mindestens einmal gesehen. Und natürlich habe ich mein erstes Grand Slam-Turnier gespielt. Das ist dann schon ein komisches Gefühl, wenn plötzlich Roger Federer oder Rafael Nadal neben einem in der Kabine stehen“, berichtet der 25-Jährige. Zwar war das Turnier für Langer bereits wieder beendet, als es für die großen Stars der Branche noch gar nicht richtig begonnen hatte. Doch Langer sagt: „Ich stufe das alles in allem als positiv ein.“

Dass er überhaupt in der Qualifikation der Australian Open spielen konnte, hatte Nils Langer seinen guten Ergebnissen in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres zu verdanken. Auf Platz 255 der Weltrangliste beendete er die Saison, womit er in Melbourne an den Start gehen durfte. Doch die Vorbereitung verlief gar nicht nach Plan. Zunächst zog er sich bei den Deutschen Meisterschaften im Dezember eine Rückenverletzung zu. Eine Krankheit warf ihn ebenfalls zurück. Beim Vorbereitungsturnier in Happy Valley in der Nähe von Adelaide brach die Verletzung dann erneut auf. „Zwar haben mich die Physiotherapeuten in Melbourne wieder richtig gut hinbekommen. Aber ich konnte schon froh sein, dass ich unter diesen Umständen überhaupt eine Runde in der Quali gewonnen habe“, sagt Langer. Dem Drei-Satz-Erfolg gegen den Inder Ramkumar Ramanathan folgte dann aber ein klares 1:6, 0:6 gegen den jungen Koreaner Hyeon Chung. „Der ist ein großes Talent, der spielt richtig gutes Tennis. Und ich hatte quasi zwei Monate lang nicht regelmäßig trainiert. Da reicht es gegen solche Leute einfach nicht. Aber ich bin fit wieder nach Hause gekommen“, schaut Langer vor allem auf die positiven Aspekte seiner Down-Under-Reise, die rein sportlich mit nur acht ATP-Punkten eher mager ausgefallen war.

Dennoch sieht der Affalterbacher momentan ein große Chance für seine Karriere. Das hängt mit der Arithmetik der Weltrangliste zusammen. Denn dort fließen die Ergebnisse der besten Turniere aus den vergangenen zwölf Monaten ein. „Und ich habe in den nächsten Wochen kaum Punkte zu verteidigen“, erklärt Langer. Das bedeutet: Jedes gute Ergebnis bringt ihn ein Stück weiter nach oben. Und da er durch seine gute Weltranglistenplatzierung nun auch in die Felder höher dotierter Turniere kommt, sind solche Ergebnisse auch „leichter“ zu erreichen. „Wenn ich zum Beispiel bei zwei Challenger-Turnieren ins Halbfinale komme, würde mich das direkt in die Top 200 bringen“, rechnet er vor. Selbst einzelne Siege können Sprünge ausmachen. Als Langer vergangenes Jahr beim Challenger in Braunschweig die zweite Runde erreichte, bekam er dafür 15 Punkte. Für den Sieg beim mit 10 000 Dollar dotierten Future-Turnier in Überlingen gab es zum Vergleich auch nur 18 Punkte – und da musste er fünf Matches gewinnen.

Wenn alles gut läuft, dann möchte der 1,93 Meter große Rechtshänder seiner Karriere dieses Jahr noch weitere Meilensteine hinzufügen: „Mein erstes Grand-Slam-Turnier habe ich ja jetzt gespielt. Das Ziel ist für dieses Jahr, auch in Paris, Wimbledon und New York in der Quali zu starten.“ Alles Traumziele, nicht nur für Tennisfans. Doch ganz so toll, wie es sich für die meisten Menschen anhört, ist das mit dem vielen Reisen auch wieder nicht. „Natürlich kommt man viel in der Welt herum. Aber die meisten Menschen können sich vermutlich nicht vorstellen, wie viel Kraft und Energie das alles kostet“, sagt Nils Langer. Zumal er sich um Flüge und Hotelbuchungen selbst kümmern muss. Nicht wie etwa bei Federer oder Nadal, die dafür ihre Leute haben und erster Klasse um die Welt jetten. Mit diesen Superstars der Szene hat Langer bislang nur die Kabine gemeinsam – zumindest ab und zu mal.