Nils Langer 2016 beim Gewinn des MLP-Cups im badischen Nußloch . . . . . . und im Jahr 2006 als Deutscher Jugendmeister der U16. Foto: privat

Knapp zehn Jahre lang ist Nils Langer jetzt als Tennisprofi umhergereist. Nach einem Jahr mit vielen Verletzungen wird der Affalterbacher künftig keine Weltranglistenturniere mehr spielen.

Affalterbach - Ende Januar wird Nils Langer 28 Jahre alt, knapp zehn Jahre ist der Affalterbacher nun als Tennisprofi um die Welt gereist. Das scheint im ersten Moment noch nicht so alt und so lange zu sein, dass man den Schläger an den Nagel hängen muss. Dennoch sagt der 1,93 Meter große Rechtshänder: „International ist jetzt Schluss! Ich werde mich weiterhin fit halten, ein paar nationale Turniere spielen und auch in der Bundesliga für Aachen auflaufen. Aber Woche für Woche um die Welt reisen, dieses Kapitel ist beendet.“

Das Jahr 2017 lief nicht wirklich nach Plan für Nils Langer. Am Anfang spielte er noch recht gut und erfolgreich, erreichte zum Beispiel das Finale beim ATP Challenger in Koblenz. Doch dann warf ihn eine Grippe zurück. „Das habe ich wochenlang mit mir herumgeschleppt und habe zum Teil auch gespielt, obwohl ich nicht richtig gesund war. Später hatte ich dann noch eine Rückenverletzung, da war ein Wirbelgelenk entzündet. Das hat mich erneut mehrere Wochen außer Gefecht gesetzt.“ Die Gedanken an ein Ende der internationalen Karriere waren zu dieser Zeit schon im Kopf. Der endgültige Entschluss kam dann aber am Ende der Sommersaison beim Challenger-Turnier in Essen. „Da habe ich mir im ersten Match einen Muskelfaserriss in den Adduktoren zugezogen. Und da war dann ein Punkt erreicht, an dem ich gesagt habe, dass es nicht mehr geht. Denn es ist zwar einerseits sehr schön, jede Woche woanders zu sein und Turniere zu spielen. Ich bin unendlich dankbar für diese Zeit. Aber wenn man dann ständig mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat, dann ist es auch sehr anstrengend und irgendwann nicht mehr zu bewältigen.“

Nils Langer hat als Tennisprofi fast die ganze Welt gesehen. Australien, China Thailand, Marokko, Italien, Portugal, Mexiko, die Dominikanische Republik oder die USA – die Stationen der Turniere, bei denen er teilgenommen hat, könnten auch aus einem Reisekatalog stammen. Die Highlights waren aus Sicht des dreifachen Deutschen Jugendmeisters dabei nicht unbedingt die Turniere, die er gewonnen hat. „Für mich waren die Höhepunkte vor allem die Grand-Slam-Turniere, die ich alle vier spielen durfte.“ Also Melbourne, Paris, Wimbledon und New York. Obwohl er dort immer „nur“ in der Qualifikation antreten konnte, es also nie ins Hauptfeld geschafft hat, war das für den Affalterbacher so ziemlich das Größte. „Na klar war es auch schön, mal bei einem Challenger im Finale zu stehen. Oder am Stuttgarter Weissenhof ins Hauptfeld zu kommen. Aber die Grand Slams sind einfach das, wovon jeder Tennisspieler träumt“, sagt Langer. Als besondere Momente in Erinnerung geblieben sind ihm außerdem Trainingseinheiten mit Roger Federer oder Novak Djokovic. „Bei Djokovic war damals noch Boris Becker als Trainer an der Seite“, erinnert er sich.

Bis auf Platz 188 der ATP-Weltrangliste hat es Nils Langer geschafft. Das war im März 2016. Dass es nicht noch höher ging, vielleicht sogar unter die „magische Grenze“ der Top 100, dafür macht er vor allem seinen Körper verantwortlich. „Das größte Problem war, dass ich immer wieder verletzt war. Das bringt einen dann auch immer aus dem Rhythmus. Spielerisch konnte ich mithalten. Ich habe ja auch oft genug gegen Leute gewonnen, die unter den Top 100 oder knapp dahinter standen.“ Doch er blickt dennoch positiv auf die knapp zehn Jahre Profitennis zurück: „Natürlich ist man im Nachhinein immer schlauer und denkt, dass man manches wohl anders und besser hätte machen können. Aber bin ich zufrieden. Ich denke, dass ich das Beste rausgeholt haben und sehr viel Spaß hatte.“

Spaß hat er immer noch am Tennis. „Ich spiele nach wie vor leidenschaftlich gerne“, sagt Nils Langer, will diesen Spaß künftig aber auch anderen vermitteln. „Ich mache momentan meine B-Trainer-Lizenz und arbeite in einer Tennisschule in Stuttgart-Kemnat.“ Dort gehört unter anderem der ehemalige Davis-Cup-Spieler Andreas Beck zu seinen Kollegen. „Jetzt im Winter ist das noch nicht so viel, da ich ja auch erst recht kurzfristig dazugekommen bin. Es gibt ein paar Profis, die bei uns trainieren, daneben spiele ich aber auch mit einigen ambitionierten Jugendlichen. Reine Freizeitspieler sind derzeit weniger dabei“, erklärt Nils Langer, der außerdem nebenher eine Fernausbildung „Grundlagen Sportmanagement“ begonnen hat. „Einfach um mich nebenher noch etwas auf diesem Gebiet weiterzubilden.“

Das Ende der internationalen Karriere hat natürlich auch dazu geführt, dass Nils Langer wieder mehr hier in der Region ist. „Derzeit wohne ich bei meinen Eltern in Affalterbach. Ich bin aber auf der Suche nach einer Wohnung.“ Das war die vergangenen Jahre nicht nötig, da er die meiste Zeit des Jahres eh unterwegs war. Keine Frage: Für Nils Langer hat ein neuer Abschnitt seines Lebens begonnen.