Foto: avanti

Im Park des Affalterbacher Residenz Clubs A in der Benzstraße sind drei moderne Skulpturen enthüllt worden.

Affalterbach - Entstanden sind die Werke von Claudia Dietz, Uli Gsell und Christoph Traub zwischen dem 8. und 12. September unter Einschluss der Öffentlichkeit, bei einem für jedermann zugänglichen Bildhauersymposium (wir berichteten).

Beim sonnigen Empfang am Sonntagmorgen auf der Terrasse des Tagungshotels RCA (Residenz Club A) machte Laudator Manfred Bornemann auf eine noch junge Tradition aufmerksam. Genau vor 55 Jahren seien im österreichischen Burgenland zum ersten Mal mehrere Bildhauer zusammengekommen, um an einem Ort zu einem gemeinsamen Thema zu arbeiten. Heute gebe es in vielen Ländern Bildhauersymposien.

Das Motto für Affalterbach hatte sich zusammen mit Monika Schreiber der Ingenieur Werner Neubauer ausgedacht, wie überhaupt die ganze Idee von ihm kam. Als Gast des Residenz-Hotels, wie sich der Ehemann von dessen Geschäftsführerin Karin Neubauer vorstellte, war er bei Streifzügen durch Marbach an der Wendelinskapelle hängen geblieben. Die in der dortigen Galerie entdeckten „sehr kleinen“ Skulpturen ließen ihm keine Ruhe mehr. Seinen Vorschlag, im Park der Affalterbacher Hotelvilla ein Bildhauersymposium für größere Werke zu veranstalten, brauchte er Monika Schreiber nicht zweimal zu erklären. Schließlich hat sie solche schon mehrfach in Marbach veranstaltet.

Mit dem Motto Frieden-Transparenz-Harmonie „wollten wir die Künstler ein bisschen ärgern, damit sie nicht einfach drauflosmeiseln“, schmunzelte Neubauer. Manfred Bornemann tendiert allerdings zu Bauchweh bei der Kombination Harmonie und Kunst, wie der Laudator bekannte. Da vertrage er keine großen Portionen von „Friede, Freude, Eierkuchen“. Als er jedoch die Namen der „gut ausgewählten“ Künstler erfahren habe, sei das Grummeln doch verflogen. „Die drei saugen ihre Kreativität nicht aus dem zuckersüßen Honigtopf“, bescheinigte er den „ausgewiesenen Steinflüsterern“.

Aus mystischen Tiefen vielmehr sieht er das Werk von Dietz entstanden. Das Endprodukt – eine nur leicht gewölbte, glatte Marmorskulptur, die mit ihrer dunklen, mittigen Öffnung an eine Muschel erinnert – stillt laut Bornemann das Verlangen nach ästhetischem Lustgewinn. Der Betrachter dürfe der Verführung, mit der Hand darüber zu streichen, nachgeben. Der Titel „Tatschmi“, eine deutsche Schreibweise des englischen „Berühr mich“, bekräftigt die Erlaubnis zur haptischen neben der optischen Erfahrung.

„Vielleicht das Detail einer archaischen Architektur?“ – Bornemann ließ die Interpretation von Uli Gsells Werk weitgehend offen. Der Künstler selbst sagte über seinen Granitstein, dass der eigentlich schon so wie er war ideal gewesen sei. In der Konfrontation Natur und Kunst habe er dann „harte Kante“ gegeben. Christoph Traubs abstrahierter Torso assoziierte Bornemann mit dem zerrissenen, überforderten Menschen.

Enthüllt wurden die Skulpturen von Kindergartenkindern, die den Künstlern während des Symposiums beim Arbeiten zugeschaut hatten. Als „tolle Abrundung“ des kulturellen Angebots in Affalterbach bezeichnete Bürgermeister Steffen Döttinger die Aktion. Mit den Skulpturen werde der Garten erlebbar. Toll abgerundet hat auch Ralf Glenk die Einweihung mit wahrlich harmonischem Gesang und fein beschwingter Gitarrenbegleitung. Das unterstrich den offenen Charakter des mit Sekt und Häppchen garnierten Empfangs im ehemaligen Wohnhaus des AMG-Gründers Hans-Werner Aufrecht. Dazu gehörte auch, dass das Publikum durch alle Räume im Erdgeschoss wandeln konnte.