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Der Nikolaus ist vors Affalterbacher Rathaus gekommen. Sehr zur Freude der Kinder. Ein Nikolausgedicht hat der besondere Gast allerdings nicht zu hören bekommen.

Affalterbach - Ein Riesenandrang herrscht vor dem Rathaus von Affalterbach. Etwa 150 Kinder vom Dreikäsehoch bis zum Grundschulkind vollführen ein ohrenbetäubendes Geschrei und zupfen aufgeregt an den Jacken ihrer Eltern. Denn der Nikolaus hat sein Kommen angesagt. Um die Zeit bis zu seiner Ankunft zu verkürzen, liest Bürgermeister Steffen Döttinger eine Geschichte vor und erzählt, „warum der Nikolaus jedes Jahr zu uns kommt“. Plötzlich lauschen alle ganz still. Denn den Nikolaus kennen alle gut. Dass es aber einmal in einem fernen Land einen Bischof gab, der Nikolaus hieß und arme Kinder beschenkte, dass man deshalb noch heute Kinderschuhe mit Süßigkeiten, Nüssen oder Spielzeug füllt, das wussten die meisten noch nicht.

Am Ende der Geschichte gibt es kein Halten mehr. Der Bürgermeister schickt die Kinder und ihre Eltern nach vorne zur Straße, um den Nikolaus zu erwarten. Nach einer Weile glaubt ein kleiner Junge ihn zu sehen, doch leider ist es ein Fehlalarm. Nur wenige merken, dass der Nikolaus mitsamt dem Christkind, das ein weißes, wallendes Gewand trägt, inzwischen vor den Tischen wartet, auf denen ein Korb mit Äpfeln und Heißbehälter mit Kinderpunsch und Glühwein stehen.

Dann jedoch dröhnt seine tiefe Stimme über den Platz. „In meinem goldenen Buch steht, dass die Affalterbacher Kinder brav ihre Hausaufgaben machen und ihre Zimmer aufräumen. Liebe Kinder, wart ihr denn auch in diesem Jahr alle so brav?“ „Ja“, ertönt es, und „Was, da war auch ein Nein dabei?“, fragt der Nikolaus und schmunzelt, auch wenn man es unter dem langen weißen Bart kaum sieht. Dann fragt er die Kinder, wer denn ein Lied singen oder ein Gedicht aufsagen könne. Mehrere Kinder melden sich. Laureta sagt: „Ich habe den Teller leergeessen und mein Zimmer aufgeräumt.“ Alida stottert: „Äh – ich hab’s vergessen.“ „Ja, kann denn keiner von Euch ein Gedicht oder ein Lied?“, hakt der Nikolaus nach. Ein kleiner Junge meldet sich und singt: „Alle meine Entchen“, was für Gelächter unter den Erwachsenen sorgt.

Nun gut, das mit den Gedichten und Liedern hat nicht so ganz geklappt, aber Geschenke vom Affalterbacher Nikolaus gibt es trotzdem. Einen Schokonikolaus für jedes Kind, dazu einen Apfel. Dann kehren die Kinder zu den Erwachsenen zurück. „Hasch dei Gedicht nemme g’wisst?“, fragt eine Oma ihr Enkele. Das schüttelt verschämt den Kopf. Doch so ein Nikolausbesuch vor dem Rathaus ist ja auch aufregend. Da kann man schon einmal Lampenfieber bekommen.