Andreas Kümmert hat 200 Fans auf 7 Eichen begeistert. Foto: Frank Wittmer

Andreas Kümmert begeistert 200 Fans im Kulturbiergarten 7Eichen mit kraftvollem Blues.

Affalterbach - Ob er nun wirklich ein „schwieriger Mensch“ ist, wie Andreas Kümmert von sich behauptet, sei dahingestellt – ESC hin, Streit mit dem Management her. Fakt ist: Andreas Kümmert hat eine großartige Stimme, mit der er 200 Fans am Freitagabend im Kulturbiergarten 7 Eichen auf dem Lemberg begeistert hat. Mit seiner Erscheinung und seinem permanent zelebrierten Understatement ist Kümmert vielleicht wirklich nicht der richtige für die große Showbühne, wenn er aber am Ende auf dem Lemberg ehrlich feststellen kann: „War ein toller Abend hier!“, dann ist das doch das Beste, was ihm und seinen Fans passieren kann.

Wenn jemand nur zwei Meter vor der Bühne sitzen kann, und nach Songs wie „Falling“ ruft: „Einfach geil!“, dann zeigt das die unmittelbare Bindung zum Publikum. Sogar das Baby in der letzten Reihe nimmt Kümmert wahr: „Guck mal, jetzt haben wir das Kind mit unserem Geschrei aufgeweckt“, scherzt Kümmert mit seinem kongenialen Pianisten Werner Goldbach.

Vieles ist melancholisch, aber wunderschön, wie der „Sad Song“. In sich gekehrt, meist mit geschlossenen Augen, singt und spielt Kümmert sich bisweilen in Ekstase und wirkt dann so explosiv wie ein kleiner Vulkan. Mit seiner facettenreichen Stimme klingt er manchmal wie Joe Cocker, manchmal wie Tina Turner, auch ein bisschen Marc Cohn ist dabei, aber immer ganz viel Andreas Kümmert. „Ich hab mein eigenes Zeugs lange nicht gespielt“, sagt der Blues-Barde und legt wieder mit „I’m a Dreamer“ los, dass es eine Freude ist.

Seine bis auf den „Hello Kitty“-Aufkleber ganz normal wirkende Westerngitarre bearbeitet er sensationell, auch was Goldbach an „Jazz“ aus seinem Piano lockt, ist nicht von schlechten Eltern. Mit der Eigenkomposition „For some Love“ stellt der Keyboarder seine Qualtäten erneut unter Beweis. Stark auch die Improvisation von „Englishman in New York“, weil die Gitarre kurzfristig keinen Saft hat. Und auf die Version von „Rocket Man“, so der Spitzname David Hanselmanns für seinen Voice-Favoriten Kümmert, wäre auch Sir Elton John stolz gewesen. Mit witzigen Sprüchen und Einlagen lockert Kümmert den Abend auf. Mal lässt er den Ventilator „die nächste Strophe singen“, mal lässt er mit „Mediokrie“ oder „Persiflagen“ Wortschöpfungen vom Stapel, dann scherzt er wieder mit dem Publikum: „Mein Stimmgerät ist kaputt – aber das macht ja nix. Dafür ist die Stimmung hier umso besser!“

Kümmert verzaubert mit seiner intensiven, wandelbaren Stimme, reißt mit, begeistert, und hat jedwede Show oder irgendwelche Kinkerlitzchen gar nicht nötig. Mit seinem begnadeten Gesang und seinem wuchtvollen Gitarrenspiel möchte man ihm immer wieder zurufen: „Yeah, man, you’ve got the blues!“