Die langjährigen AMG-Mitarbeiter Roland Geistlinger (links) und Volker Nieweg schwelgen in Erinnerungen. Foto: Dominik Thewes

Sie sind Verehrer gewohnt, doch wenn es um die Produkte der Marke AMG geht, werden viele Prominente selbst zu treuen Gefolgsmännern und geraten ins Schwärmen. Zeugnis legen ihre Einträge im Gästebuch ab.

Affalterbach - Ein letztes Mal schellt Roland Geistlingers Telefon am Ende eines langen Arbeitstages. Die Uhrzeiger stehen auf kurz vor 18 Uhr, als er plötzlich wieder hellwach ist. Denn als die Stimme in der Leitung sich zu erkennen gibt, „bin ich fast vom Stuhl gefallen“, erinnert er sich. Niemand geringeres als Rocklegende George Harrison hatte sich bei ihm gemeldet. Nun ist Roland Geistlinger als VIP-Betreuer von Mercedes-AMG zwar den Kontakt zu bedeutenden Menschen gewohnt, aber einen der Beatles, „das erlebt man dann doch nicht alle Tage“.

In der sogenannten Private Lounge haben Roland Geistlinger und sein Kollege Volker Nieweg das Goldene Buch aus dem Safe geholt. Affalterbach als Heimat des Mercedesveredlers pflegt kein solches Verzeichnis. Man könnte also fast behaupten, die Firma AMG erledigt das stellvertretend, was nicht abwägig wäre. Denn in keiner anderen Kommune im Verbreitungsgebiet dieser Zeitung dürfte die Promidichte so hoch sein wie in der Apfelbachgemeinde. Das liegt zum einen daran, dass – obwohl inzwischen viele Kundenerwartungen bereits in den Produktionswerken umsetzbar sind – das Interesse an einem Besuch bei AMG ungemindert groß ist.

„Da wir seit Jahrzehnten individuelle Wünsche erfüllen, kommen Menschen aus wirklich allen Ecken der Welt mit ihrem Fahrzeug zu uns, die kleinere oder größere Umbauten wollen“, erklärt Volker Nieweg. Zum anderen aber offensichtlich auch daran, dass das Unternehmen es geschafft hat, viele prominente Fans um sich zu scharen. „Es gibt zum Beispiel Listen im Internet, welcher Fußballer welches Auto fährt – bei jedem taucht früher oder später ein AMG auf“, berichtet Roland Geistlinger.

Nicht selten schauen die Promis dann mit ihrem Wagen in Affalterbach vorbei. Zwingend notwendig ist der Besitz eines der edlen Fahrzeuge aber nicht, um sich für das Goldene Buch zu qualifizieren. Zum Beispiel fährt Phil Collins zumindest aktuell – soweit bekannt – keines der begehrten Traumautos. Trotzdem ist er der erste, der am 26. November 1997 sein Autogramm hinterlässt. Nur wenige Stunden bevor er auf seiner Into-the-light-Tour in der Stuttgarter Schleyerhalle ein Konzert gibt, schreibt er den AMG-Mitarbeitern höflich ins Gästebuch: „Thanks for having us“ – vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft.

Für Roland Geistlinger steht außer Frage, dass es der ehemalige AMG-Geschäftsführer Domingo Piedade gewesen ist, „eine absolut weltgewandte Person“, der die Promis überhaupt erst nach Affalterbach geholt hat. Der ehemalige Manager von Renngrößen wie Walter Röhrl hatte die entsprechenden Personen um sich versammelt. Dazu zählt auch Eric Clapton, der sich inklusive Band am 7. März 2001 ins Goldene Buch einträgt. Roland Geistlinger erinnert sich an ein Erlebnis mit Mister Slowhand auf einer Automesse. Eine asiatische Besuchergruppe hatte sich um den XXL-Geländewagen aus der Affalterbacher Manufaktur geschart. Darunter war ein europäisch aussehender Mann. „Irgendwann habe ich diesen gefragt, ob ich ihn kennen sollte.“ Auf die Antwort „vielleicht“ folgte die Nachfrage „sind Sie Eric Clapton?“. Und tatsächlich hatte sich der Geländewagenfan das Auto aus der Nähe angeschaut.

Den Besuch seines weltberühmten Kollegen hat Hobbygitarrist Volker Nieweg gleich dazu genutzt, um sich seine eigene Fender Stratocaster mit einem Autogramm verzieren zu lassen. Dort haben auch die Scorpions unterzeichnet, die am 5. Mai 2014 zudem ins Goldene Buch geschrieben haben: „Ihr rockt like a Hurricane“ – so viel Selbstreferenz muss sein.

Doch wer jetzt glaubt, es seien ausschließlich Musiker, die sich in Affalterbach die Klinke in die Hand geben, der täuscht sich. Nicht unerwähnt bleiben sollen all die Rennfahrer – ob DTM, Formel 1 oder MotoGP – aber die sind natürlich erwartbar bei einer Firma, die im Motorsport groß geworden ist. Weniger offensichtlich sind da schon Showgrößen wie Verona Feldbusch, die im Juli 1999 auf dem Sportplatz aus dem Hubschrauber gestiegen ist. Roland Geistlinger erinnert sich: „Als sich das damals herumgesprochen hatte, dass sie aufs Werkgelände kommt, standen die Kollegen am Fenster Spalier.“ Ausgleichende Gerechtigkeit: Die Mitarbeiterinnen kamen auf ihre Kosten, als US-Sänger Usher den Showroom betrat. Wie sehr sich manche mit der Marke identifizieren, lässt sich an dessen Autogramm ablesen, das er um einen Mercedesstern ergänzt hat.

Und manches Mal hat auch die Gemeinde etwas davon, wenn ein Prominenter sich im Affalterbacher Werk umschaut. Zeugnis davon legt die Pizzeria Linde ab, in der einige Bilder an der Wand hängen. Volker Nieweg erinnert sich an ein Essen mit Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher, „mit dem wir in der Lemberghalle saßen“. Im Ort macht das Gerücht die Runde, Lewis Hamilton sei ganz unprätentiös in die Bäckerei gekommen, um sich noch ein Brötchen zu besorgen. Klar, dass er erkannt wurde und die Freude beim Personal über den bekannten Käufer riesig war.

Vermutlich wäre auch der Besucher im Ort aufgefallen, der am 16. März 1999 durch die Werkshallen schritt und Spuren im Goldenen Buch hinterlassen hat. Allerdings hätten wohl die wenigsten Prinz Sifiso Zulu aus Südafrika erkannt. Der allerdings schwärmte sehr. „Exceptionally wonderful and out of this world“ – bildschön und nicht von dieser Welt, so beschrieb er die Produkte aus Affalterbach. Bodenständiger blieb da TV-Moderator Michael Schanze, der 2002 die Zeilen verfasste: „Fast wie ‚Zuhause-Gefühl’ nach all den Jahren.“