Kommen große Laster in beiden Richtungen, ist die Ortsdurchfahrt zu eng. Foto: Werner Kuhnle

Eine Initiative aus Anwohnern der am stärksten belasteten Straßen im Dorf macht erneut mobil.

Affalterbach - Ein Video, auf dem die Ochsenkreuzung am Morgen des 22. Juni um 7.30 Uhr zu sehen ist, hat Wolfgang Schröder den Affalterbachern kürzlich vorgespielt. Der Geschäftsführer ist mit seiner Firma BS Ingenieure zuständig für die Verkehrsanalyse von Affalterbach, zu der am 23. November erste Ergebnissen der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Die Videoaufnahmen zeigen Autos und Laster im Sekundentakt, eine Blechlawine, die sich in alle Richtungen ins Dorf ergießt.

„Wir haben die Nase voll“, sagt Brigitte Geibel und meint das durchaus wörtlich. Denn der Durchgangsverkehr in Affalterbach, der nach der jüngsten Untersuchung knapp zwei Drittel der Autos und Lastwagen ausmacht, hinterlässt auch Ruß- und Staubpartikel, die beim Fensterputzen die Lappen und das Putzwasser schwarz färbten. „Es ist katastrophal, ich kann tagsüber keine Fenster mehr aufmachen, vielleicht noch vor 5 oder 6 Uhr“, sagt Birgit Rössle. In den vergangenen beiden Jahren habe der ohnehin starke Verkehr noch weiter zugenommen, extrem sei er nun in den Stoßzeiten. Für Brigitte Geibel, Birgit Rössle, Klaus Lehmann und Annemarie Paini ist der Anblick der langen und schweren Laster mit Auflieger, die in diesem Moment über den bereits ramponierten Asphalt auf Höhe der Kreisparkasse rumpeln an diesem kalten und ungemütlichen Mittwochabend, wohlvertraut. Sie wohnen in alten Gebäuden direkt an der Winnender-, Marbacher oder Erdmannhäuser Straße. Damit decken sie als Anwohner die am stärksten befahrenen drei Einfallstraßen ab, die sich alle am neuralgischen Punkt treffen – der Ochsenkreuzung. Eine Spitzenbelastung von „knapp unter 18 000 Fahrzeugen“ ermittelten die Ingenieure bei ihrer Verkehrszählung an der berüchtigten Kreuzung. „Einen außerordentlich hohen Schwerlastverkehrsanteil“ hob Wolfgang Schröder in seiner Analyse hervor. „Es wird von Tag zu Tag schlimmer, die Region läuft über vor Verkehr“, bemerkte er drastisch.

Die vier Affalterbacher haben sich erstmals als Initiative 2013 für die Umgehung eingesetzt. Die Kosten dieser offiziell Ortsentlastungsstraße (OES) genannten Trasse wurden damals auf 13,1 Millionen Euro geschätzt. Die Initiative war dann wieder eingeschlafen aus beruflichen Gründen. Im September dieses Jahres hat Lehmann die Gruppe „reaktiviert“, die im Internet Videos, neue Berichte und die Verkehranalyse unter www.pro-ortsentlastungsstrasse-affalterbach.de bereitstellt. Dass Gegner der Umgehung, die in Affalterbach vor Jahren die „Unabhängige Liste Affalterbach“ gründeten und mit zwei Vertretern in den Gemeinderat gewählt wurden, kaum zu überzeugen sind, ist Brigitte Geibel ganz klar. Sie zeigt Respekt für das Engagement der Naturschützer: Die hätten Argumente, die man akzeptieren müsse. Sie und ihre Mitstreiter haben ein Diskussionspapier verfasst, in dem die eigenen Standpunkte klar werden. Eidechsen könne man umsiedeln, heißt es dort, Gesundheit und Menschenleben seien wichtiger. Dort heißt es wörtlich: „Die Gefährdung der Schulkinder durch Lastwagen mit Anhängern, die auf den Gehweg ausweichen müssen, um wegen der engen Straße und der parkenden Autos aneinander vorbeizukommen, ist unverantwortlich.“ Jetzt wollen die vier noch weitere Affalterbacher und Umgehungsbefürworter zusammenbringen, um auf die ihnen „unerträgliche“ Situation aufmerksam zu machen.