Erwin Haas überreicht sein Modell an Ursula Bärlin vom Arbeitskreis Heimatmuseum, dessen Öffentlichkeitsarbeiterin Annemarie Paiani und Bürgermeister Steffen Döttinger (von links). Foto: Dominik Thewes

Der Tüftler Erwin Haas übergibt sein Modell des Heimatmuseums an die Gemeinde. Es ist der dritte von ihm angefertige Nachbau eines echten Vorbildes.

Affalterbach - Das Heimatmuseum stellt sich seit gestern quasi selbst aus. Der Affalterbacher Erwin Haas hat ein Modell des Gebäudes im Maßstab 1:50 an Ursula Bärlin und Annemarie Paiani vom Arbeitskreis Heimatmuseum sowie Bürgermeister Steffen Döttinger überreicht.

Die Freude darüber war natürlich groß. Wohl auch bei Erwin Haas’ Frau Anne, die nun vermutlich wieder mehr Zeit mit ihrem Mann verbringen kann. „Wenn ich ihn im Haus gesucht habe, musste ich eigentlich nur schauen, ob im Keller Licht brennt“, berichtet sie lachend. Immer dann nämlich hat der ehemalige Konstrukteur in der Übertragungstechnik in seiner Werkstatt getüftelt und sich all die vielen, liebevollen Details einfallen lassen – oder Werkzeuge, um diese herstellen zu können. Das war oft der Fall.

„240 Stunden und 40 Minuten“ hat sich Erwin Haas notiert. Solange saß er an seinem bereits dritten Modell, das sein reales Vorbild auf Affalterbacher Gemarkung hat. Bereits im vergangenen Jahr hatte der heute 80-Jährige die Martinskirche und die Aussegnungshalle maßstabsgetreu nachgebaut. Doch damit könnte nun Schluss sein: „Jetzt gibt es keine weiteren Gebäude mehr, die mich noch reizen“, sagt er fast ein wenig wehmütig. Die Kelter gefalle ihm nicht so sehr, dass er sie in Miniatur bauen möchte und auch das Rathaus ist in seinen Augen kein echter Blickfang.

Wer allerdings die Leidenschaft erlebt, mit der Erwin Haas von seiner Arbeit an dem neuen Modell berichtet, dem fällt schwer zu glauben, dass da nichts nachkommen soll. Angefangen hat alles im Oktober 2016, als er das echte Heimatmuseum vermessen hatte. Danach kamen die ersten Planungen, Skizzen und Konstruktionszeichnungen. In mühevoller Feinarbeit hat er das Fachwerk mit der Laubsäge in Sperrholzplatten eingesägt und die Lücken anschließend mit schnell trocknendem Zement verschlossen. „Dann wurden diese Flächen rot angemalt und mit feiner Nadel die Backsteine eingeritzt“, berichtet Haas.

Brauchen kann der umtriebige Erfindergeist eigentlich alles. Der Gartenzaun rund um das Heimatmuseum etwa besteht aus Holzstäbchen, die es in vielen Bäckereien zum Kaffee dazu gibt. „Dann habe ich mir ein Werkzeug gebaut, um alle Stäbchen auf die gleiche Länge zu bringen.“ Nun mussten diese nur noch an einer Seite angespitzt werden, fertig war der Gartenzaun. Der im Modell übrigens auch auf der Seite zu sehen ist, wo eigentlich ein Maschendrahtzaun sein sollte. „Der hat mir aber nicht gefallen und schließlich ist es mein Bau, da kann ich machen, was ich will“, sagt der Tüftler knitz.

Eine gewisse künstlerische Freiheit hat sich Erwin Haas auch an dem Glockenturm gegönnt, der im Garten des Museums steht. Weil er bereits eine fertige, aber etwas zu große Glocke zu Hause hatte, hat der Turm einfach einen leicht größeren Maßstab bekommen. Nachmessen wird das aber kaum jemand. Zu viele Details gibt es in, am und um das Modell zu entdecken. Etwa die Schleifsteine aus dem hinteren Teil des Gartens, einen Wasserschlauch, handgefertigte Vögel oder auch zwei Miniaturmenschen. „Das sind Klaus Link, unser Allesmacher und Ursula Bärlin“, scherzt Öffentlichkeitsarbeiterin Annemarie Paiani.

Das Modell hat bereits einen Platz im hinteren rechten Zimmer des Museums – „unserem Affalterbach-Raum“, wie Paiani ihn inzwischen schon nennt. Dort warten auch die beiden anderen Modelle von Erwin Haas darauf, von den Besuchern entdeckt zu werden.