Die Ortsentlastungsstraße soll für eine Entspannung der Situation in Affalterbach sorgen. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Der Gemeinderat hat sich erneut mit der Ortsentlastungsstraße beschäftigt.

Affalterbach - Acht Ordner füllen die Planungen für die Ortsentlastungstraße (OES) inzwischen. Am Donnerstagabend ist das Thema wieder auf den Tisch gekommen. Die Gemeinderäte haben nämlich über notwendige Änderungen und Ergänzungen der Planung beraten – unter den Augen von etwa 50 bis 60 Affalterbachern, die wegen Platzmangels zum Teil noch in der geöffneten Tür des Sitzungssaals stehen mussten. Von den Räten hatten sich drei – Richard Häußermann (ULA), Sven Gunßer (CDU) und Sven Harder (SPD) – wegen Befangenheit entschuldigt.

„Die Eingriffe in die Natur und in die Landwirtschaft fallen uns nicht leicht“, betonte Bürgermeister Steffen Döttinger vor allem an die Gegner des Projekts gerichtet. „Doch letzten Endes ist das eine Abwägung mit den Belangen der vom Verkehr betroffenen Menschen.“ Immerhin, führte Planer Uwe Müller vom beauftragten Büro KMB weiter aus, seien die Grenzwerte für Lärm im Ort wegen des Verkehrs bereits so stark überschritten, dass eine Gesundheitsgefährdung gegeben sei. Dagegen würde die geplante Ortsentlastungsstraße zwar am Ortsrand und außerhalb naturgemäß mehr Lärm erzeugen, als es derzeit dort gebe, aber Grenzwerte würden dabei nicht mehr überschritten.

Man habe bereits den kompletten Grunderwerb für die Nettobaufläche geschafft, es gebe laut Studie zudem keinerlei Existenzbedrohung von Landwirten, und auch die Finanzierung der förderfähigen Bereiche sei über das künftige Landesverkehrsfinanzierungsgesetz gesichert, erklärte Döttinger. „Insofern ist alles gerichtet und muss jetzt rechtlich sauber abgearbeitet werden.“ Dazu gehört auch, auf den Steinkauz Rücksicht zu nehmen, der sich seit Beginn der Planungen im Beckental angesiedelt hat.

Um ihn zu schützen, soll nach Rücksprache mit Eulenschutzexperten Grünland mit einem frühen Mahdzeitpunkt angelegt werden, weil der Vogel zum Jagen kurzes Gras bevorzugt, Obstbäume auf den bereits vorgesehenen Obstwiesen sollen mit einem großen Abstand von jeweils 20 Metern gepflanzt werden. Auch während der Baumaßnahmen soll der geschützte Vogel nicht gestört werden, betonte die Planerin Sibylle Leibfritz.

„Das Beckental wird ein bisschen kaputtgehen, aber unser Ort wird aufblühen, und das ist für mich ein wichtigerer Punkt“, sagte Sonja Bänsch (FWV) in der anschließenden Diskussion. Stefan Hinner (SPD) verwies darauf, dass „relativ große Teile der geplanten Trasse in landwirtschaftlichen Monokulturgebieten“ lägen und meinte, die entlang der OES notwendigen Böschungen könne man abwechslungsreicher gestalten. Rudolf Häußermann (FWV) sprach mit offenkundiger Erregung den Fußweg entlang der stark befahrenen Winnender Straße an, der auch von Schul- und Kindergartenkindern genutzt werde: „Hoffentlich passiert da keinem Kind etwas, sonst könnten wir hier nicht mehr sitzen.“

Claudia Koch (ULA) hatte umfangreiche Argumente mitgebracht, die aus ihrer Sicht gegen die OES sprechen – Eingriffe in die Natur, in die Landwirtschaft, die hohen Kosten, und zweifelte darüber hinaus die Notwendigkeit der Straße an. Die übrigen Räte sprachen sich jedoch klar dafür aus. Der notwendige Satzungsbeschluss ist für das nächste Frühjahr geplant. Zu sagen, wann man mit dem Baubeginn rechnen könne, wäre aber wie ein Blick in die Glaskugel, und die sei leider getrübt, scherzte der Rathauschef auf eine entsprechende Anfrage von Helmut Rikker (FWV).