Als „trio toninton“ aufgetreten ist, kriselte es bereits hinter den Kulissen. Foto: Avanti

Nach einem Zerwürfnis der Verwaltung mit Peter Eulenberger legen Mitglieder ihre Ämter nieder. Die Kulturarbeit für dieses Jahr sei aber gesichert.

Affalterbach - Der Kulturkreis der Gemeinde Affalterbach ist in der vergangenen Woche nahezu geschlossen zurückgetreten. Acht von neun Personen haben ihr Amt „aus Solidarität“ niedergelegt, wie das inzwischen ehemalige Mitglied Josef Günther in der Bürgerfragestunde vor dem Gemeinderat am Mittwoch bekannt gab. Hintergrund sei das überraschende Ende der Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde und Kulturkreismitarbeiter Peter Eulenberger. Die Mitglieder seien am Montag vor einer Woche von Eulenberger über die Trennung informiert worden. „Warum wurde der Peter einstimmig entlassen?“, wollte nun Josef Günther von der Verwaltungsspitze wissen.

Es habe Vorfälle gegeben, die dazu führten, dass man in Peter Eulenberger nicht länger einen geeigneten Repräsentanten der Gemeinde – und als Kulturkreismitarbeiter sei er ein solcher – sehe, so die Erklärung des Bürgermeisters Steffen Döttinger. Das Gremium habe darum in nicht öffentlicher Sitzung festgelegt „eine weitere Zusammenarbeit nicht mittragen zu können“, erklärte Steffen Döttinger. Was genau vorgefallen sein soll, darüber hält sich der Bürgermeister allerdings auch am Tag nach der Sitzung bedeckt. „Ich werde nicht öffentlich über Personalentscheidungen sprechen“, so der Rathauschef. Allerdings habe der Entschluss nichts mit dem Kulturkreis oder dessen Arbeit zu tun, weshalb er überrascht gewesen sei, als vergangenen Donnerstag quasi alle ehrenamtlich Tätigen zurückgetreten seien. „Ich bedauere das sehr, dort wurde hervorragende Arbeit geleistet“, so Döttinger.Licht ins Dunkel bringt der Beschuldigte selbst. Er habe Stellung genommen zur öffentlichen Auslegung im Bebauungsplanverfahren „Hinter dem Kirchhof“, berichtet Peter Eulenberger am Telefon. Im Kern kritisierte der ehemalige Leiter der Abteilung „Fildern“ des Baurechtsamtes der Stadt Stuttgart darin, dass der Abstand von der geplanten Wohnbebauung zum Friedhof seiner Einschätzung nach zu gering sei. Trotz der Einwände hat der Gemeinderat im März dieses Jahres den Satzungsbeschluss gefasst – ohne dass Peter Eulenberger eine für ihn ausreichende Erklärung zu seinen Einwänden bekommen habe.

Die von ihm angemahnte räumliche Enge sei „erwartungsgemäß und bedauerlicherweise“ nicht thematisiert worden. „Damit wollte ich mich nicht zufrieden geben“, erzählt der ehemalige SPD-Gemeinderat. Stattdessen hat er die Kommunalaufsicht im Landratsamt Ludwigsburg und die Rechtsaufsichtsbehörde des Regierungspräsidiums Stuttgart informiert. Und über diesen Schritt auch den Bürgermeister in Kenntnis gesetzt. Daraufhin sei er am 11. Juni dieses Jahres zu einem Gespräch eingeladen worden, bei dem der Bürgermeister die Position der Gemeinde dargelegt habe. „Dort hat man mir gesagt, wenn ich weiter gegen den Bebauungsplan wäre, dann sei ich für die Gemeinde nicht mehr tragfähig.“

Aber auch ein sich direkt an das Gespräch anschließender Urlaub hat bei Peter Eulenberger kein Umdenken gebracht. „Ich stehe inhaltlich zu meinem Vorgehen und kann nicht akzeptieren, dass ich meine Bürgerrechte nicht wahrnehmen dürfen soll“, so Eulenberger im Gespräch mit unserer Zeitung.

Inakzeptabel fanden das Wohl auch seine Mitstreiter vom Kulturkreis. „Ich habe großen Respekt vor der Entscheidung der Kollegen“, so Eulenberger. Der Geschasste sieht darin ein politisches Zeichen für Grundrechte und Meinungsfreiheit. Für dieses Jahr sei die Kulturarbeit gesichert, so Steffen Döttinger. Hans Rehn werde fürs Erste zur Verfügung stehen. Er war mehr als 20 Jahre lang an der Spitze des Kulturkreises tätig, bis er vor viereinhalb Jahren den Stab an die Gruppe um Peter Eulenberger überreicht hatte. Die hatte durchschnittlich acht Veranstaltungen mit Schwerpunkt Musik, Kabarett und Kunstausstellungen organisiert. Wenn am 20. September das Musikkabarett Mistcapala „Wurst statt Käse“ in die Kelter bringt, wird der bisherige Kulturkreis damit bereits nichts mehr zu tun haben.