Peter Witte gibt zum letzten Mal den Takt beim Liederkranz vor. Foto: avanti

Mit einem Abschlusskonzert hat Peter Witte seine Tätigkeit als Chorleiter beim Liederkranz beendet. Es war ein Ausklang mit berührenden Momenten.

Affalterbach - Die gelben Rosen, die Peter Witte zum Schluss seinen Sängerinnen und Sängern überreichte, trugen ein Fähnchen mit dem Satz „Schön war die Zeit“. Mit den herzerwärmend intonierten Zeilen „So schön, schön war die Zeit“, hatte das Konzert am Samstagabend in der ausverkauften Kelter auch begonnen. „So lange hat es kaum einer mit uns ausgehalten“, scherzte der Vorsitzende des Liederkranzes, Jürgen Dettmer. Vor 18 Jahren sei er im Verein aufgenommen worden wie ein verlorener Sohn, sagte Witte in seiner Abschiedsrede, die berührend begann: „Danke, danke und nochmals danke.“ Er habe als Sachse gelernt, die Schwaben zu verstehen. Mit ihnen zusammen habe er viel Musikliteratur entdeckt, die er selbst bis dahin nicht kannte, darunter auch „tolles schwäbisches Liedgut“. Er appellierte an den Chor und an seinen Nachfolger, der als Zuhörer bereits anwesend war: „Bewahrt bitte dieses Liedgut.“

Witte erinnerte an gemeinsame Erlebnisse, darunter Ausflüge zum ostdeutschen Partnerchor Neuhausen. Über die vor sechs Jahren gegründete junge Abteilung App-Stream-Singers behauptete er: „Es gibt nicht viele Laienchöre, die aus dem Nichts heraus so toll a cappella singen können. Ich bin stolz auf euch.“ Die Entscheidung, aufzuhören, sei ihm schwer gefallen.

Warum er es dennoch getan hat, davon kündete so manches Lied des Abends. Bei „What a wonderful World“, „We are the World“ und einem Oldies-Medley, vor allem auch bei „Wir machen Musik, da geht euch der Hut hoch“ glänzte Witte mit solistischen Einlagen. Der nebenberufliche Musiker möchte künftig nicht mehr andere dirigieren, sondern selbst singend auftreten. Er wird dem Liederkranz aber als passives Mitglied treu bleiben.

Das Besondere am Liederkranz ist unter anderem das Miteinander des Traditionschors und der jüngeren App-Stream-Singers. Mit vier Programmblöcken wechselten sie sich ab, das erste und letzte Lied aber sangen sie in bewundernswerter, voll tönender Homogenität gemeinsam. Wie gut es Peter Witte gelungen ist, beiden Chören „seine Vorstellung von Musik nahezubringen“, was sein erklärtes Ziel gewesen war, zeigten die vielen Titel, in denen sie ganz ohne instrumentale Ergänzung eine satte und doch fein differenzierende Mehrstimmigkeit produzierten. Bei den anderen erwies sich Eberhard Leuser als temperamentvoller Partner am Flügel. Von der Renaissance über die Klassik bis zu Schlager und Musical reichte die Palette des 26-köpfigen Traditionschors. Die App-Stream-Singers überzeugten mit „Girls, Girls, Girls“, „Über den Wolken“ und vielem mehr. Außerdem taten sie sich als Texter hervor. Auf die anspielungsreiche Melodie von „Marmor, Stein und Eisen bricht“ fassten sie die Zeit mit Peter Witte amüsant zusammen.

Bei allem Abschiedsschmerz freut sich Jürgen Dettmer, dass es ab Mai nahtlos mit einem wiederum jungen Chorleiter weitergeht. Holger Heimsch steht am Ende seiner Ausbildung als Grundschullehrer mit Hauptfach Musik. Er ist stellvertretender Jugendchorleiter im Schwäbischen Chorverband, leitet den Chor der Dualen Hochschule Stuttgart, sitzt in der Jury des SWR4-Chorduells. Selbst singt er bei Les Favoris, die zufällig im Mai in Affalterbach auftreten.