Wie sind die gemessenen Werte zu interpretieren? Befürworter und Gegner der Umgehungsstraße sind da nicht einer Meinung. Foto: dpa

Der Streit um die Notwendigkeit der Ortsentlastungsstraße in Affalterbach treibt neue Blüten. Diesmal geht es ums Hochrechnen von Blitzer-Zahlen.

Affalterbach - Befürworter und Gegner der Ortsentlastungsstraße beharken sich mitunter hartnäckig: Zahlen werden gewendet und gedreht und jedes Argument scheint recht, der Sache zu dienen. So auch in der letzten Sitzung des Gemeinderates vor der Sommerpause, in der Bürger in der Einwohnerfragestunde Fragen an die Verwaltung hatten zu Verkehrsmessungen, die das Landratsamt durchführt.

Mitunter haben aber auch die Profis Schwierigkeiten, die Zahlen zu interpretieren. Allerdings ist das auch nicht die Aufgabenstellung für das Landratsam gewesen. Schließlich gehe es bei den regelmäßig im Mitteilungsblatt der Gemeinde Affalterbach veröffentlichten Zahlen nicht um eine Verkehrszählung, sondern darum, ob die vorgeschriebenen Tempolimits eingehalten werden, stellt Annegret Kornmann, Sprecherin des Kreishauses, klar.

Bei den „Blitz“-Messungen wird aber die Zahl der Fahrzeuge in der jeweils gemessenen Fahrtrichtung ermittelt. Diese Zahlen hat nun Jürgen Krichel, Gegner der Ortsentlastungsstraße, hochgerechnet und ist dabei zum Ergebnis gekommen: „Die Messungen belegen eindeutig, dass die vom Planungsbüro BS-Ingenieure errechneten Durchgangsverkehrswerte aus dem Jahr 2012 mit 12 900 Fahrzeugen täglich in der Winnender Straße nicht zutreffen, sondern erheblich geringer sind.“ Also sei die Notwendigkeit der Ortsentlastungsstraße nicht so hoch wie angenommen. Für Bürgermeister Steffen Döttinger ist hingegen klar, dass der Anteil des Durchgangsverkehrs hoch bis sehr hoch ist. Dies sei durch die Umleitung beim Bau des Kreiselverkehrs in der Winnender Straße deutlich zu Tage getreten.

Knackpunkt bei dem Streit ist die Frage, wie man mit den Werten der Messungen durch das Landratsamt umgeht. Legt man den bei den insgesamt 36 durchgeführten Messungen ermittelten Durchschnittswert von 275 Fahrzeugen die Stunde zugrunde, kommt man auf 24 Stunden hochgerechnet auf 6600 Fahrzeuge am Tag. Dies ist natürlich deutlich weniger als die 12900 Fahrzeuge, die bei der Prognose berechnet worden waren.

Allerdings wurde nur bei vier der insgesamt 36 Messungen in beiden Richtungen geblitzt. Für die übrigen 32 Messungen müsste man die Zahlen in etwa verdoppeln, um die Gesamtverkehrsmenge in beiden Richtungen zu erhalten.

Schaut man sich die Zahlen dieser vier Messungen in beiden Richtungen genauer an, kommt man zu folgendem Ergebnis: In Fahrtrichtung Backnanger Straße wurden insgesamt 1397 Fahrzeuge gezählt, in Fahrtrichtung Marbacher Straße waren es 2496. Die Dauer der Einsätze betrug zwischen einer Stunde und zehn Minuten und zweieinhalb Stunden. Für alle vier Messungen zusammen waren es sieben Stunden und 3893 Fahrzeuge. Das entspricht einem Stundendurchschnitt von 556 und einem hochgerechneten Tageswert von 13 347 Fahrzeugen. Berücksichtigt man noch, dass in der Nacht sicher weniger Fahrzeuge unterwegs sind als zu den Messzeiten, kann man insgesamt davon ausgehen, dass die durch die Blitz-Messungen ermittelten Verkehrswerte die errechneten Durchgangsverkehrswerte bestätigen.