Die Anwohner haben täglich mit Verkehrsbelastungen zu kämpfen. Foto: Werner Kuhnle

Eine Gruppe von Bürgern aus der Winnender, Erdmannhäuser und Marbacher Straße berichten vom täglichen Leben an den Hauptverkehrsstraßen des Ortes. Auch Tempo 30 mache das Wohnen kaum erträglicher.

Affalterbach - Wann die Ortsumfahrung für Affalterbach verwirklicht ist, wagte Bürgermeister Steffen Döttinger in der jüngsten Gemeinderatssitzung nicht zu prognostizieren. „Es sind noch viele Klippen zu umschiffen“, sagte er im September. Schritt für Schritt kommt das von ihm und von den meisten Stadträten unterstützte Vorhaben voran. Noch bis zum 7. November liegt der Bebauungsplanentwurf zur Einsicht im Rathaus aus.

Für eine Gruppe von Anwohnern der Hauptverkehrsstraßen ist klar: Sobald die Umfahrung fertig ist, geben sie erstmal ein Fest. Ihre Sorgen durch die Verkehrsbelastung sind trotz der sich zumindest anbahnenden Verwirklichung oder der Einführung der Tempo-30-Zone nicht kleiner geworden. Im Gegenteil: Sie stellen vielmehr die Frage, ob Affalterbach noch lebenswert ist? Vor fünf Jahren war die Gruppe von Bürgern aus der Winnender, Erdmannhäuser und Marbacher Straße an die Öffentlichkeit gegangen, um auf ihre Not hinzuweisen. „Seitdem ist es mit dem Verkehr noch schlimmer geworden“, sind sie sich einig. Vor allem nach der Fertigstellung der B14 und den dadurch zunehmenden Durchgangsverkehr, berichten sie. Ihre Hoffnung auf einen Bau der Umfahrung untermauern sie daher nun aufs Neue.

Fünf Anwohner sind zum Treffen im ersten Stock direkt an der Winnender Straße gekommen. Die Fenster sind geschlossen, anders könnte hier ein Gespräch kaum geführt werden. Zu laut wäre der Straßenverkehr, der auch durch die Scheibe nicht zu überhören ist. Neben dem Lärm brennen ihnen weitere Punkte auf den Nägeln: die Abgase, die Staus, ihrer Erfahrung nach immer aggressiver werdende Autofahrer und die Gefahr für Fußgänger und Radfahrer. Und ihr Unverständnis darüber, dass „viele Gegner der Ortsumfahrung das Thema gar nicht betrifft“, sagt Birgit Rössle.

Peter Widmann aus der Bahnhofstraße ist zumindest froh, dass durch die 30er-Zone nicht mehr ganz so schnell gefahren werde. „Der Lärm aber bleibt, da die Autofahrer den zweiten statt dritten Gang einlegen.“ Das Schlimmste sei der Schwerlastverkehr, meint er. Davon weiß auch Birgit Rössle aus der Marbacher Straße zu berichten: Weil Laster auf den Gehweg ausweichen, sei ihr Fachwerkhaus Schwingungen ausgesetzt. Um die Folgen zu sehen, brauche es kein Gutachten, meint sie. Das Haus musste sie seit 1985 zudem vier Mal streichen. Annemarie Paiani aus der Erdmannhäuser Straße moniert den Schleichverkehr durch die Seestraße und hinter dem Friedhof, um den Stau zu umgehen. Elfriede Feyhl, seit 50 Jahren wohnhaft in der Winnender Straße, kritisiert, dass Autofahrer gerade nachts viel zu schnell fahren.

Sie kann das Argument nicht verstehen, dass das Beckental, durch das die Ortsumfahrung führen soll, besonders geschützt werden soll. „Da gibt es kaum mehr eine Blumenwiese, das war früher anders“, sagt sie. Ihre Nachbarin Brigitte Geibel meint, dass es bei früheren Bauprojekten „keinen Aufschrei“ wegen wertvoller Ackerböden gegeben habe. „Und die Tiere suchen sich ihren Weg“, sagt sie. Auch sie habe Blindschleichen und Fledermäuse im Garten.

Überlegt hatten sich die Anwohner bereits, aus Protest ihre Autos an der Straße zu parken – sie verzichteten. „Sonst geht gar nichts mehr“, sind sie sich sicher. „Es ist auch eigentlich unglaublich, dass noch keinem Kind auf dem Schulweg etwas zugestoßen ist“, so Peter Widmann. Die Anwohner klopfen auf den Tisch: „Toi, toi, toi!“