SG-Coach Oliver Zapel (links) und sein Co-Trainer Evangelos Shonias. Foto: avanti

Der Adventskalender hält heute eine Besonderheit bereit: Das Trainerteam der SG Sonnenhof Großaspach gewährt einen Einblick.

Oberstenfeld - Die Frage, wie viel Prozent seiner Arbeitszeit er auf dem Platz verbringe, „die ist mir tatsächlich noch nie gestellt worden“, sagt Oliver Zapel, Trainer von Fußball-Drittligist SG Sonnenhof Großaspach. „Mein Tag beginnt morgens um halb acht und endet abends mit dem Laptop auf dem Schoß. Auf dem Platz sind es vielleicht 15 Prozent“, schätzt er.

Ein guter Teil der Vor- und Nachbereitung von Trainingsinhalten und Spielen findet in der Trainerkabine statt. „Das ist die Schaltzentrale, hier sitzen wir vor und nach jedem Training zusammen, und das ist auch ein Rückzugsort für das Trainerteam. Wir versuchen, im Rahmen der Möglichkeiten unseres Dorfklubs das Optimum herauszuholen.“ Zum Team, das sich die etwa 20 Quadratmeter große Trainerkabine teilt, gehören neben Zapel noch die Co-Trainer Evangelos Sbonias und Martin Cimander, Torwarttrainer Michael Gurski und Athletiktrainer Axel Mäder. Ein TV-Bildschirm hängt an der Wand, verbunden mit einem Laptop. Die Szenen für die Videoanalyse des kommenden Gegners Holstein Kiel sind an diesem Montagnachmittag bereits hochgeladen. In der Videobesprechung mit der Mannschaft stehen aber erst einmal die wichtigen Szenen aus der Begegnung vom vergangenen Freitagabend auf dem Programm, als die SG mit 2:1 gegen Wehen Wiesbaden gewann. „Allerdings haben die Spieler die für sie individuell relevanten Zusammenschnitte bereits am Wochenende bekommen“, erklärt Zapel. Die Szenen werden mit Hilfe eines speziellen Systems individuell zusammengeschnitten. „Die Spieler haben dann von mir jeweils einen Link zugeschickt bekommen, unter dem sie ihre Zusammenschnitte abrufen können“, berichtet der Chefcoach. Ganz frei war das freie Wochenende also doch nicht.

Verschiedene Tafeln und Grafiken hängen an den Kabinenwänden. Eine Tafel listet alle Spieler auf, Tag für Tag sind dort die Leistungen aus den Trainingseinheiten für jeden einzelnen benotet. Eine andere Tafel zeigt, wer heute im Training sein wird und wer verletzt fehlt. Letzteres gilt diesmal für nur drei Spieler, darunter Marlon Krause, der Siegtorschütze vom Freitag. „Er hat ein paar Probleme mit der Hüfte. Ich vermute mal, die stammen vom Torjubel“, scherzt Oliver Zapel. An anderen Tafeln sind verschiedene Aufstellungsvarianten skizziert.

Schräg gegenüber hängt über einem weiteren Tisch noch eine große Tafel mit mehreren Grafiken und Statistiken zum SV Wehen Wiesbaden. „Die werden nach der Videobesprechung im wahrsten Sinne des Wortes abgeheftet. Das Spiel ist dann auch abgehakt.“ Nach dem Sieg wurde am Samstag und Sonntag zumindest nicht mit der Mannschaft trainiert. „Das war eine Belohnung für die Spieler. Ein paar von denjenigen, die von etwas weiter her kommen, haben das für kurze Heimatbesuche genutzt“, sagt Zapel, betont aber, dass die persönliche Regeneration natürlich trotzdem zu den Aufgaben jedes einzelnen gehöre.

Durch das Duale System bei der SG muss das Trainerteam flexibler sein als bei den meisten anderen Vereinen. Da die Spieler noch ein zweites Standbein haben sollen wie zum Beispiel Studium oder Ausbildung, beginnt das Training in der Regel erst am Nachmittag. Auch deshalb versucht Oliver Zapel, die technischen Hilfsmittel so effizient wie möglich zu nutzen. „Laptop-Trainer“ werden moderne Coaches wie er von manchen Kollegen etwas despektierlich genannt. Doch das lässt ihn kalt. „Manche sagen, dass es so etwas früher auch nicht gegeben hätte.“ Da sei das Leistungsniveau aber auch längst nicht so hoch gewesen. In Zapels Augen wird die Entwicklung noch weiter voranschreiten. „Der Fußball war da ja lange hinterher. Wenn man zum Beispiel mal sieht, was im American Football passiert – da ist ja fast auf jeden Spieler eine eigene Kamera gerichtet.“

Das Limit seien aber schon jetzt nicht mehr die technischen Möglichkeiten, sondern die Zeit. „Wir wissen statistisch alles über unseren nächsten Gegner Holstein Kiel. Es geht aber darum, die richtigen und wichtigen Informationen herauszufiltern und die Woche dann so sinnvoll wie möglich zu nutzen.“ Denn es sei schlicht nicht möglich, die Fülle der Informationen allesamt den Spielern in der einen Woche zwischen zwei Partien zu vermitteln. Und diese Auswahl geschieht Woche für Woche und Tag für Tag hinter der Tür zur Trainerkabine der SG Sonnenhof Großaspach.