DHB-Trainer Christian Schwarzer (links) beobachtet seine Schützlinge beim Training.Brasilien-Coach Ivan Maziero bereitet die Videoanalyse vor. Foto: avanti

Die deutsche und die brasilianische U19-Mannschaft bereiten sich in der Region auf die Weltmeisterschaft vor.

Abstatt - Ivan Maziero sitzt am Montagvormittag am Mattenwagen in der Abstatter Wildeckhalle. Vor sich steht ein Laptop, ein Beamer wirft den Videomitschnitt vom Spiel des Vorabends an die Wand des Geräteraums. Der Trainer der brasilianischen U19-Handball-Nationalmannschaft bespricht mit seinen Spielern die 31:34-Niederlage. Bis kurz vor Schluss war die Partie in Herrenberg ausgeglichen, erst am Ende setzten sich die Deutschen durch. Zu sehr bewerten möchte Maziero das Spiel nicht. „Wir mussten erst einmal sehen, wo wir stehen. Wir spielen nicht so oft gegen europäische Mannschaften“, sagt er.

Die Brasilianer absolvieren noch bis morgen ihre Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft, die am Wochenende in Russland beginnt, bei der SG Schozach-Bottwartal. Parallel dazu ist auch die deutsche U19 zu Gast bei der SG – zum wiederholten Mal. „Wir haben hier einfach perfekte Bedingungen. Das wissen wir, und deshalb kommen wir immer wieder gerne her“, lobt DHB-Trainer und Ex-Weltmeister Christian Schwarzer die Verantwortlichen und Helfer zwischen Schozach und Gronau – Ivan Maziero stimmt ihm voll und ganz zu. Und da die Brasilianer dieses Jahr eben auch bei der SG zu Gast sind, nutzt man die Gelegenheit auch gleich für zwei Testspiele. Ähnlich wie Maziero froh ist, gegen eine europäische Mannschaft zu spielen, hatte sich Schwarzer die Brasilianer als Gegner in der Vorbereitung gewünscht. „Sie spielen eine sehr unorthodoxe, extrem offensive Abwehr. Teilweise erwarten sie den Gegner schon ander Mittellinie. So etwas könnte bei der WM, zum Beispiel gegen Venezuela, auch auf uns zukommen“, sagt der DHB-Coach. Somit finden beide Mannschaften hier genau das, was sie sich gewünscht haben – eine klassische Win-Win-Situation.

In Brasilien spielt Handball eine Nebenrolle. „Fußball ist die klare Nummer eins. Dann kommen Volleyball, Basketball und auch noch Hallenfußball – und erst dann irgendwann Handball“, erklärt Ivan Maziero. „Für uns ist es allein schon ein großes Problem, die Spieler zu sichten. Brasilien ist sehr groß. Für jeden Bundesstaat ist jeweils nur ein einziger Verbandstrainer zuständig. Da geht allein schon sehr viel Zeit durch die vielen Reisen verloren.“ Zudem ist der brasilianische Handball nicht so gut durchstrukturiert wie der deutsche. Dass seine Jungs in hochkarätigen Männerteams in der zweiten oder dritten Liga spielen, wie es bei den Deutschen der Fall ist, davon kann Maziero nur träumen.

Dennoch ist er mit seinem Team amtierender Panamerikameister. Gegen Argentinien, einen der Hauptkonkurrenten auf dem eigenen Kontinent, geht es bei der WM in den Gruppenspielen. Außerdem spielen die Brasilianer noch gegen Tunesien, Japan, Frankreich und Slowenien. „Vor allem die letzten beiden werden sehr stark sein“, glaubt Maziero. Die Deutschen haben mit Spanien, Island, Norwegen, Ägypten und Venezuela eine wohl deutlich schwerere Gruppe erwischt. „Aber bei einer WM kann man eh nicht erwarten, dass man irgendeine Mannschaft mal eben aus der Halle schießt“, sagt Christian Schwarzer, der trotz der schweren Gruppe sagt: „Für ein DHB-Team ist das Halbfinale immer das Ziel.“ Am 20. August steigt das Finale – dann wissen wir mehr.